04.02.2014

Marvel und das leidige Thema mit den Filmrechten

Immer wieder wenden sich verwirrte Marvel Fans mit der gleichen Fragen an mich: "Marc, warum ist Wolverine oder Deadpool nicht bei den Avengers?" oder "Marc, warum helfen die Fantastic Four nicht den Avengers? Die sind doch schließlich auch in den Comics immer zusammen unterwegs!" 

Heute erkläre ich euch mal etwas ausführlich, wo der Hase im Pfeffer liegt. Lest weiter, damit ich euch die knifflige Situation mit diesen Filmrechten erläutern kann! 

Eins der vielen Dinge, die Comicleser an Marvel so lieben, ist definitiv das große gemeinsame Universum, in welchem sich alle Superhelden in unzähligen  sogenannten "Crossovers" und "Team Ups" an jeder Ecke begegnen, beschützen oder gar bekämpfen. 

Für Comics eigentlich Gang und Gebe, im Kino jedoch absolut neu. Seit dem Robert Downey Jr. jedoch als Tony Stark außerhalb seines Iron Man Films am Ende vom 2008 erschienenen The Incredible Hulk Film auftauchte, schien sich etwas geändert zu haben. Es schien der Grundstein gelegt worden zu sein, dass dieses Universum auch in ihren jeweiligen Filmversionen zusammenhängend sein könnte. Heute, Jahre später wissen wir: JA! Es ist passiert, und es war wundervoll. Im Jahr 2012 konnte Disney (sie hatten Marvel zwischenzeitlich aufgekauft) mit The Avengers einen Blockbuster veröffentlichen, der nicht nur zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten wurde, sondern auch die unglaubliche Aufgabe meisterte, viele verschiedene Filme miteinander zu verbinden (Iron Man, Iron Man 2, Thor, The Incredible Hulk und Captain America). Doch warum haben sie nicht gleich auch alle X-Men Filme, die Fantastic Four Filme und vor allem die Spider-Man Filme mit einbezogen? Die sind schließlich auch alle von Marvel? Nun. Das geht leider nicht ganz so einfach, da sich diese verschiedenen Franchises, obwohl sie alle auf Marvel Comics basieren, in den Händen verschiedener, konkurrierender Filmstudios befinden. Um zu erklären, wieso DAS wiederum so ist, wie es ist, müssen wir ein wenig in der Zeit zurückreisen...

Bis 2004, als Marvel ankündigte, als eigenständiges Filmstudio Filme basierend auf ihren Charakteren zu finanzieren, verkauften sie diese "Verfilmungsrechte" an andere Studios in Hollywood. Da Marvel selbst nicht im Film-Business tätig war, wie beispielsweise die Firma die auch den Comic Verlag "DC" besitzt - Warner Bros. - verließ man sich hier auf die Strukturen von Studios wie 20th Century Fox oder Universal. Natürlich ist das nicht der ganze Grund. Niemand würde schließlich so wertvolle Rechte einfach verkaufen, ohne eine wirkliche Notwendigkeit dafür zu sehen. Diese Notwendigkeit entstand aus dem Bankrott des Comicverlags in den späten 90ern, als die komplette Comicindustrie in sich zusammen fiel (dazu schreib ich eventuell bei Gelegenheit noch mal einen eigenen Artikel) und Marvel kurz davor stand, ihre Geschäfte einzustellen. Um sich finanziell halbwegs über Wasser zu halten verkaufte Marvel so Filmrechte unzähliger Superhelden an diverse Hollywoodstudios. Hier ein kleiner Überblick darüber wer was vom Kuchen abbekam:

Sony: Spider-Man, Ghost Rider (zurück zu Marvel gegangen), Thor (von Marvel zurückgekauft)
Lionsgate: Punisher (zurück zu Marvel gegangen)
New Line Cinema: Blade (zurück zu Marvel gegangen), Iron Man & Black Widow (von Marvel zurückgekauft)
20th Century Fox: X-Men, Fantastic Four, Daredevil & Elektra (Daredevil ist definitiv an Marvel zurück gegangen)
Universal: Namor, Hulk (von Marvel zurückgekauft)

Diese Verträge waren natürlich bisher noch nie öffentlich einsehbar, jedoch scheinen sich 2 Klauseln bisher überall herauskristallisiert zu haben:

1. Filmstudio X muss einen Film über den von ihnen gekauften Marvel Superhelden innerhalb von Y Jahren in Produktion geschickt haben, um die Rechte daran behalten zu können. Beispiel: Fox veröffentlichte 2003 den Film Daredevil. Laut Vertrag mussten sie bis spätestens 2013 (10 Jahre später) an einem weiteren Daredevil Film arbeiten. Da dies nicht geschah (sie haben es zwar versucht, ist aber leider nicht zustande gekommen), erhielt Marvel die Filmrechte für Daredevil wieder zurück. Dies ist auch der Grund, warum Spider-Man nach so kurzer Zeit ein Reboot bekam. Dort gilt scheinbar ein sehr ähnlicher Deal, vermutlich aber mit einer geringeren Zeitspanne, bis Marvel die Rechte zurückerlangt. 




2. Die Verträge sind nicht in allen Fällen 100%ig eindeutig. So ist es aktuell vorgekommen, dass es Figuren gibt, die von 2 verschiedenen Filmstudios gleichzeitig genutzt werden können. Beispiel: bei Marvel erschien Avengers 2. Dort traten zwei Figuren auf, die seit 1965 in den Avengers Comicbüchern erscheinen. Somit sind sie teil des Avengers Teams und können von Marvel/Disney nach belieben genutzt werden. Diese beiden Figuren, Quicksilver und Scarlet Witch sind ihre Namen, sind jedoch zudem auch noch die Kinder von Magneto, dem größten Feind der X-Men. Auch ihre Kräfte basieren auf dem Konzept der Mutanten, welche beide Figuren eindeutig für 20th Century Fox nutzbar macht. Das erstaunliche hierbei: im Film X-Men: Days Of Future Past kommt Quicksilver ebenfalls vor. Dort wird er von Evan Peters verkörpert, während er völlig unabhängig in Avengers 2 aus dem Hause Marvel/Disney, von Aaron Taylor-Johnson (bekannt aus Kick-Ass) dargestellt wird. Der Clou: dort darf nicht erwähnt werden, dass Quicksilver Sohn von Magneto oder gar ein Mutant ist. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass Marvel/Disney die Hintergrundgeschichte der Figur dementsprechend anpasst. 

Doch was bedeutet das im Klartext? 
Im Grunde heißt das, dass Spider-Man vermutlich nie ganz zurück an Marvel geht, da Sony niemals freiwillig die Filmrechte zurückgeben würde. Das Franchise ist quasi mit einer Lizenz zum Geld drucken gleichzusetzen, weswegen  wir auch bereits jetzt mit Ankündigungen zu neuen Spider-Man und X-Men Filmen bis ins Jahr 2021 bombardiert werden. Möglich wäre allerdings, dass sich die Studios auf Deals einigen, die es trotzdem irgendwie möglich machen, dass alle im selben Sandkasten spielen.

6 Kommentare:

  1. Wow sehr guter Artikel ;)
    Vor allem das manche Lizenzen ablaufen, wenn das Studio nicht innerhalb einer gewissen Zeit einen Film macht, ist sehr interessant.
    Daher werden wir wohl noch viele Spider Man Filme sehen XD
    Es sind ja anscheinend auch schon Spin Off Filme geplant wo andere Figuren aus Spider Man im Mittelpunkt sind. (was total lame ist, weil es so gut wie keine anderen Figuren gibt die ohne Spider Man können.)

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    1. jap da hast du recht! Sony plant ein paar spin-off Filme mit diversen Gegnern von Spider-Man. Venom, möglicherweise Black Cat (was ich gut fänd, weil das endlich mal eine weibliche Hauptrolle wäre) und die Sinister Six (ein Team aus Superschurken).

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  2. Spidey kommt doch. Marver hat vor kurzem die Rechte an Spiderman Filmen zurückgekauft. Demnach wird er vmtl. bald in Captain America: Civil War auftauchen.

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  3. der Artikel ist ja nun auch schon ein Jahr alt ;)

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  4. Und jetzt bekommst du dafür noch ein paar Klicks. Weil die Leute über Google die Seite finden. Guter Berichte müssen unterstützt werden ;)

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