06.02.2014

The Raid - Der beste Actionfilm seit Jahren!

Heute habe ich mir gedacht, erläutere ich mal, was es mit The Raid (Originaltitel "Serbuan Maut") auf sich hat!

Wenn du von diesem Indonesischen Independent-Actionfilm aus dem Jahre 2011 gehört hast, dann hast du vermutlich auch gehört, dass dieser Film absolut awesome ist...
The Raid handelt von einem indonesischen Polizei-Einsatzteam, welches einen kompletten Wohnblock vollgepackt mit bösen Gangstern dicht machen will. Dies geht natürlich schief, und die Truppe muss sich, um lebend aus dem Gebäude herauszukommen, durch 30 Etagen voller Gegner schießen, messern und schlagen. (Ein Link zum Trailer findet ihr hier: click!)

Der walisische Drehbuchautor und Regisseur Gareth Evans, wurde zu Beginn seiner Karriere beauftragt, eine Dokumentation über die indonesische Kampfkunst Pencak Silat zu drehen, bei der er Kampfsportchampion Iko Uwais kennen lernte. Schnell erkannte Evans, dass Uwais vor der Kamera eine seiner Meinung nach großartige Ausstrahlung besitzt und begann mit ihm an einem Drehbuch für einen Spielfilm namens "Merantau" zu arbeiten. "Silat", die Kampfkunst die in Merantau, und später auch in The Raid angewendet werden würde, eignete sich aufgrund der starken Einbindungen von einhändigen Hieb- und Stichwaffen wie etwa Dolche, Messer oder gar Sicheln, ganz besonders für dramatische und rasante Filmszenen. Durch die besondere "Vollkontakt"-Mentalität der indonesischen Kampfkunst, können starke Parallelen zum Thailändischen Film Ong-Bak gezogen werden, welcher sich durch die rücksichtslos und effizient wirkenden Bewegungen ebenfalls klar von klassischen Martial-Arts Filmen aus China oder Japan unterschied. Als Merantau im August 2009 dann erschien und sich großer Beliebtheit erfreuen konnte, sahen sich Evans und Uwais in der Position, ein noch viel größeres Filmprojekt zusammen zu realisieren: The Raid. Ein adrenalingetränkter Actionfilm, welcher so ziemlich alle Grenzen sprengen würde, die bisher aufgestellt wurden. 

Auch The Raid konnte schnell viel Aufsehen erregen. Nach seiner äußert positiv bewerteten Weltpremiere auf dem Toronto International Film Festival (TIFF) in Kanada, kaufte Sony die Rechte am Film auf, um ihn Weltweit in die Kinos zu bringen. Sony änderte dann den Namen des Films aufgrund von Copyright Problemen in den USA zu "The Raid: Redemption" und beauftragte Mike Shinoda von Linkin Park, einen komplett neuen Soundtrack zum Film zu produzieren. Dieser nahm diverse Songs für den Film auf, mitunter einen sehr gelungenen Song mit Chino Moreno von den Deftones. Einige kleine Änderungen nahm Sony auch im Marketing zum Film vor. So sieht man zum Beispiel auf dem offiziellen Filmplakat zum Film (siehe oben) Hauptdarsteller Iko Uwais mit einem S.W.A.T Schriftzug auf dem Rücken, welcher nachträglich auf das Bild hinzugefügt wurde. Dass es ein amerikanisches Einsatzteam in Indonesien nicht gibt, ist da wohl niemandem aufgefallen. Vermutlich wurde das gemacht, um potentiellen Käufern der DVD einen schnelleren Eindruck zu vermitteln, dass sich die Handlung um einen Polizeieinsatz dreht. 


Der Film selbst wurde ebenfalls digital bearbeitet. Da Gareth Evans und seine Crew beim dreh auf kosten effizienten Soft-Air Nachbauten zurückgriffen, anstatt echte Waffen zu nutzen, wurden alle Schüsse, Patronenhülsen, ja sogar Rauch- und Soundeffekte der Waffen nachträglich digital eingefügt. Was jedoch äußerst real ist: die Kämpfe. Natürlich sind die nicht echt, wurden jedoch durchgehend von Akteuren umgesetzt, die langjährige Kampfausbildungen genossen haben. Das macht sich besonders in den verschiedenen "Hauptkämpfen" bemerkbar, bei denen andere Filmemacher gern schnell zu Kameratricks und Drahtseilakrobatik zurückgreifen. 

Zur Kameraführung sei erwähnt, dass Evans trotz frequentiertem Einsatz einer Handkamera stets einen kohärenten Eindruck von Zeit und Raum bestehen lässt. Egal wie wild die Kämpfe werden (und sie werden SEHR wild), wissen wir zu jedem Augenblick wer wo was gerade macht. Besonders in Szenen mit dutzenden Figuren, schafft Evans es nie die Übersicht zu verlieren. Das verdient besonderes Lob, da es sogar (oder eher ganz besonders) in Hollywood Produktionen der letzten 10 Jahre einen inflationären Handkamera Gebrauch gab. Die sogenannte "shaky cam" fand ihren Einzug in Filme gegen Ende der 90er Jahre, um in Filmen wie Der Soldat James Ryan oder Black Hawk Down dem Zuschauer ein besonderes "du bist verdammt noch mal mitten drin"-Gefühl zu vermitteln. Während diese Filme noch dafür sorgten, dass man trotzdem stets einen Überblick über die Räumlichkeiten behält, nutzten eher faule (bzw. einfach nur schlechte) Regisseure die Shaky Cam Technik als willkommene Ausrede, sich keine Gedanken über Shot-Komposition der Kamera machen zu müssen. Diese Technik lässt nämlich deutlich mehr Fehler durchgehen, weil vieles dem menschlichen Auge durch die oftmals verschwommenen, verwackelten Bilder einfach entgeht. Ein Regisseur (nicht der Kameramann, der macht zwar Vorschläge zu Einstellungen und Linsen, der Regisseur ist aber der, der entscheidet!), kann somit ziemlich schnell unter den Teppich kehren, dass sich hier keine Mühe gegeben wurde. Sowas merkt man bewusst nämlich beim schauen nicht. Erst im nachhinein, wenn man über das Gesehene reflektiert, stößt einem Sauer auf, dass dem Unterbewusstsein keine richtigen Bilder gegeben wurden, an die es sich festhalten kann. DESWEGEN kann man sich auch so schlecht an Sachen erinnern, die in Actionszenen von Filmen wie Transformers oder World Invasion: Battle Los Angeles (das war der hier: click) passiert sind. In The Raid jedoch, ist alles absolut übersichtlich, obwohl der gesamte Film ein blitzschnelles, Nerven kitzelndes, non-stop Actiongewitter ist, welcher weder seinen Protagonisten, noch uns Zuschauern einen Moment zum durchatmen gönnt. 

Klar, der Film hat natürlich auch einige Schwächen. Viele der Charaktere sind so schnell tot, dass man sich gar nicht richtig auf sie einlassen konnte und die üblichen Martial-Arts-Film Klischees sind ebenfalls prominent vertreten: Ja, einer der Haupt-Good-Guys hat eine persönliche Vorgeschichte mit einem der Haupt-Bad-Guys. Ja, einer der gefährlichsten Gegner legt an einem Punkt seine Waffen nieder, um ein paar der guten zu einem 1 zu 1 Faustkampf herauszufordern, weil das einfach mehr "sein Ding" ist, aber das ist einfach die Art und Weise, wie solche Filme zusammengesetzt sind. Alles in Allem möchte ich euch daher dringend bitten, dieser Actionperle eine Chance zu geben! Der Nachfolger The Raid 2: Berandal, welcher nahtlos an die Geschehnisse des ersten Teils anknüpfen soll, befindet sich grad ebenfalls auf den ersten Filmfestivals und scheint laut ersten Kritiken seinen bereits phantastischen Vorgänger nochmal um einiges zu überflügeln. Es heißt, das Drehbuch zu Berandal soll bereits seit vielen Jahren fertig gewesen sein, wurde aber nachträglich umgeschrieben, um als The Raid Nachfolger genutzt werden zu können. Eine dichtere Story und deutlich brutalere Kämpfe sind zur Zeit Teil des Echos, welches von US Kritikern hier herüber schwappt. Man darf also sehr gespannt sein. 


The Raid 2: Berandal hat noch keinen offiziellen Kinostart in Deutschland, sollte aber irgendwann zwischen Mai und Juli bei uns zu sehen sein. 

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