21.06.2014

Review: The Grand Budapest Hotel

Als angehender Filmemacher interessiere ich mich natürlich ganz besonders für Werke von Regisseuren mit einer eigenen, einzigartigen kreativen Vision. Da fällt einem unter anderem natürlich Wes Anderson ein. Ein Mann mit einer so unverwechselbaren Bildsprache und Technik, dass man dessen Signatur in jeder einzelnen Szene sehen kann. 

Dass Wes Anderson nun auch mit The Grand Budapest Hotel einen Film abliefern wird, welcher sich in die lange Reihe seiner Erfolge einreiht, ist mehr oder weniger schon klar. So hat er schließlich erneut eine fast endlose Liste bekannter Schauspieler angeheuert, die sich ganz bestimmt ziemlich darum gerissen haben, einen Part in Wes Andersons neuestem Film zu ergattern. Doch wird er mit seinem neusten Werk in der Lage sein, die Indie-Hits Moonrise Kingdom, Der Phantastische Mr. Fox, Die Tiefseetaucher, Darjeeling Limited oder The Royal Tennenbaums zu toppen? Diese Frage haben wir uns natürlich ebenfalls gestellt und haben vermutlich eine gute Antwort im folgenden Review gefunden...
Wes Anderson hat das geschafft, was so ziemlich jeder andere Filmemacher auf diesem Planeten ebenfalls unbedingt schaffen möchte. Eine konsequente, komplett eigene und eigenständige Vision mit relativ großem Budget verfilmen zu dürfen, dessen Ergebnisse sogar noch halbwegs finanzielle Erfolge vorweisen können. Anderson macht keine Kompromisse und lässt sich von keinem Produzenten große Vorschriften machen. Er ist es, der alle Puzzleteile aussucht und allein in seinem Kopf zusammenfügt. Das setzt nicht nur enorme Kreativität voraus, sondern macht auch ein gewisses Durchsetzungsvermögen notwendig. Von etwaigem Gegenwind in der Produktion sieht man in den Filmen selbst jedoch nie etwas, da diese stets so märchenhaft und unwirklich harmonisch aussehen, dass man nach einer Minute komplett in ihr versunken ist. So geschieht es auch mit The Grand Budapest Hotel, einer dunklen Komödie, welche sich mühelos in die Liste der besten Filme des Jahres einreiht.

Im Film selbst geht es um Gustave H, einem legendären Concierge eines berühmten europäischen Hotels, der zusammen mit dem Lobby Boy Zero Moustafa zwischen den beiden Weltkriegen ein großes Abenteuer erlebt. Natürlich treffen die beiden Freunde dabei auf einer Vielzahl bekannter und vor allem großartiger Schauspieler, wovon einige natürlich in typischer Wes Anderson Tradition bereits in anderen Filmen des Regisseurs zu sehen waren. Wirklich alle aufzuzählen, würde hier definitiv den Ramen sprengen, freut euch jedoch unter anderem auf Edward Norton (Fight Club), Jason Schwartzman (Scott Pilgrim vs. The World), Bill Murray (Ghostbusters), Jeff Goldblum (Jurassic Park), Adrien Brody (Der Pianist), Harvey Keitel (Reservoir Dogs), Jude Law (Sherlock Holmes), Saoirse Ronan (Wer ist Hanna?), Tilda Swinton (Die Chroniken von Narnia), Willem Dafoe (Spider-Man), Owen Wilson (Die Wedding-Crasher) und Ralph Fiennes (Harry Potter).

Doch was genau macht den Film so verdammt sehenswert? Im Grunde alles. Selten habe ich einen so exzellent geschriebenen, gespielten, gedrehten und geschnittenen Film gesehen, der es darüber hinaus auch noch schafft über seine volle Laufzeit perfekt zu unterhalten. Im Film selbst bekommen wir eine verschachtelte Story voller unerwarteter Wendungen serviert. Diese Geschichte wird mit verschiedenen Zeitsprüngen erzählt (Flashback im Flashback.. FLASHCEPTION!), die sich nicht nur mit einer kleinen Einblendung des Datums andeuten, sondern auch visuell voneinander abgehoben werden. Die Gegenwart wurde in einem wunderschönen Widescreen gedreht, wohingegen jede Szene die in der Vergangenheit spielt in 4:3 Format gezeigt wird. Garniert wird das ganze natürlich stets mit den von Wes Anderson mit viel Bedacht gewählten Requisiten, die stets die individuelle Ästhetik der jeweiligen Zeitperiode aufgreifen. Ob alte Telefone, Radios, Fahrräder, alles sieht perfekt abgestimmt aus. Rein visuell ist The Grand Budapest Hotel also bereits ein Fest für Nostalgiker. 

Doch auch die Geschichte selbst ist mehr als sehenswert. Unerwartete Komik (ich hab seit Jahren keinen SO schwarzen Humor mehr gesehen), stellenweise erschreckende Gewalt (haltet eure Finger fest) und clevere Dialoge, bei denen die poetisch veranlagte Hauptfigur auch gern an unerwarteter Stelle einfach mal "Ahh, fuck this shit" ruft. Das wohl beste an The Grand Budapest Hotels Geschichte ist aber eindeutig die Spannung. Man will einfach unbedingt wissen wie sich das Mysterium auflöst. Wes Anderson lässt hier eindeutig seine Storytelling-Muskeln spielen. Nicht nur ist die Geschichte fern von linear erzählt, sondern auch in einer Art und Weise, die einem nur häppchenweise dem Finale näher bringt. Die dadurch generierte Spannung äußert sich natürlich auch hier wieder in visuell brillanten Kameraeinstellungen. Ein aufregender Gefängnisausbruch und vor allem die Verfolgungsjagd durch ein Museum, bei der Anderson allein mit Hilfe von simplen Mitteln wie Licht und Schatten eine nahezu perfekte Inszenierung zur Schau stellt, dürfen hier einfach nicht unerwähnt bleiben. 

Wes Anderson ist meiner Meinung nach einer der kreativsten Regisseure aller Zeiten und The Grand Budapest Hotel festigt meine Ansicht darüber nur noch mehr. Wer also in seiner Umgebung die Chance hat den Film noch in einem der kleineren Kinos zu sehen (beispielsweise in der Schauburg in Dortmund, wo ich ihn sehen konnte), sollte sie definitiv ergreifen. Ihr bekommt hier nicht nur Witz, Herz, Spannung und eine rundum gute Zeit geliefert, sondern auch eine kleine Lektion im Filme-machen, wie sie von vielen großen Produktionen schon gar nicht mehr angewendet wird. Dies und mehr bekommt ihr in einem Film, der dem Namen "Anderson" mehr als gerecht wird. Denn The Grand Budapest Hotel ist wahrlich ANDERS als alles was ihr kennt. 

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