14.06.2014

Review: Maleficent

Ein wenig verspätet habe ich mir nun auch Angelina Jolies "Passion Project" Maleficent angeschaut. 

Jolie, welche seit 2011 an keinem Film mehr mitgewirkt hatte, spielt hier die Figur der bösen Hexe aus dem Disney-Klassiker Dornröschen. Ganz im Stile von dem kürzlich ebenfalls von Disney produzierten Snow White an the Huntsman, wird hier ein klassisches Märchen mit einer etwas düsteren Realverfilmung neu verarbeitet. Ob Angelina Jolie ihr böses treiben hier erfolgreicher umsetzt, als Charlize Therons böse Hexe im Schneewittchen-Film, erfahrt ihr im folgenden Review. 


Wirft man einen Blick auf die beteiligten Darsteller, fallen einem durchaus gewisse Parallelen zu Snow White and the Huntsman ins Auge. Beide Filme liefern eine Vielzahl populärer und guter Schauspieler, die in einem "erwachseneren" Märchensetting agieren. Maleficent geht hier jedoch einen Schritt weiter und stellt die eigentlich Widersacherin der Geschichte ins Zentrum der Erzählung. Wir erfahren viel mehr über ihre Motivation und erhalten einen Einblick in die Hintergrundgeschichte der Welt, in die wir uns begeben. Das ist auch grundsätzlich sehr stark erzählt! Die ersten 30 Minuten des Filmes haben definitiv die interessantesten Momente. Denn leider muss ich sagen, dass Maleficent insgesamt ein äußerst langweiliger Film ist. Es passiert viel zu wenig. Gerade die fehlende Handlung ist, was der Story im dritten Akt dann das Genick bricht. Der eigentliche Höhepunkt ist dann nämlich bereits längst passiert, weshalb man mit den leider größtenteils sehr schlecht (bzw. gar nicht) ausgearbeiteten Figuren zurückbleibt, die ja noch irgendwie ein halbwegs befriedigendes Ende finden müssen. 

Der alleinige Grund den Film anzusehen war und ist natürlich Angelina Jolie (Tomb Raider, Salt), welche seit 2010 zum ersten mal wieder mit einer interessanten Hauptrolle auf der Leinwand zu sehen ist. Sie ist hierfür eindeutig die ultimative Traumbesetzung. Denn ihre übernatürliche Ausstrahlung und unwirklich erscheinende Schönheit (trotz der seltsamen Kostüme und der digitalen Wangenknochen) passt erstklassig, um der bösen Fee einen morbiden Charme zu verleihen. Die Kehrseite der Münze ist allerdings, dass so ziemlich alle anderen Schauspieler neben ihr reichlich blass wirken. Sharlto Copley (District 9, Elysium, Oldboy), welcher nun bereits mehrfach unter Beweis gestellt hat, dass er seinen Platz in Hollywood mehr als verdient hat, kann als egoistischer König leider kaum Akzente setzen. Auch Dornröschen (bzw. Aurora, wie sie in der englischen Version heißt), gespielt von Elle Fanning (Super 8), ist hier leider eindeutig zum Plot-Gegenstand degradiert worden. 

Ein weiteres großes Fragezeichen ist die Art und Weise, bei wem dieser Film nun eigentlich ankommen soll? Die Frage, wer hier tatsächlich Zielgruppe ist, scheint unbeantwortet zu bleiben. Für Erwachsene wird der Film möglicherweise zu sehr nach "kleines 1 mal 1" aussehen, da die Konflikte und Elemente des Films durchgehend sehr simpel gehalten sind. Sobald man aus dem Flashback der jungen Maleficent rausspringt, werden sämtliche Charaktere für den Rest der Laufzeit völlig vorhersehbar. Auf der anderen Seite ist der Film auch für Kinder kein empfehlenswertes Erlebnis. Maleficent ist einfach zu düster bzw. zu "unbunt", um für jüngere Zuschauer interessant zu bleiben. Die magische Zauberwelt vom Beginn des Filmes rückt bereits nach einer viertel Stunde immer weiter in den Hintergrund und hält nicht, was die Trailer versprachen. Letztlich muss ich auch den großen Elefanten im Raum ansprechen... Der Film ist eine, selbst für Blinde klar zu erkennende Metapher für Vergewaltigung und häusliche Gewalt. Angelina Jolies Figur ist eine gute Fee, die sich in einen Menschenjungen verliebt. Dieser Menschenjunge nutzt sie aus und schneidet ihr, nachdem er sie gefügig gemacht hat, die Flügel ab, wodurch sie verbittert und böse wurde. Die Reaktion, welche Angelina Jolie sehr gut rüber bringt, als sie bemerkt dass sie gerade geschändet wurde, spricht Bände. Noch eindeutiger kann man es in Märchenform im Grunde kaum darstellen. Dass Disney die Story so abgesegnet hat zeugt von Eiern, wirft dann aber erneut die Frage auf: wer soll diesen Film sehen und was soll diese Person sich dann davon mitnehmen? 

Insgesamt ist Maleficent ein gut geschauspielertes, schön aussehendes Schnarchfest, welches ein berühmtes Märchen von einem interessanten, neuen Blickwinkel beleuchtet, im Eifer des Gefechts jedoch vergisst, dass Filme nicht nur 20-30min, sondern über seine gesamte Laufzeit hinweg unterhalten sollen. 

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