09.08.2014

Review: Planet der Affen - Revolution

Planet der Affen - Revolution ist die lang ersehnte Fortsetzung des Reboots Planet der Affen - Prevolution (die deutschen Titel sind ehrlich gesagt genauso dämlich wie die Originaltitel) aus dem Jahre 2011. Diese Filme sollen als Vorgeschichte der beliebten Sci-Fi Reihe zu verstehen sein und schließen einige Lücken zum in entfernter Zukunft spielenden Original. Planet der Affen - Revolution ist seit Donnerstag in den deutschen Kinos zu sehen und verspricht bereits in den Trailern phantastische Effekte und beachtliches Motion Capturing von Veteran Andy Serkis (Der Herr der Ringe, Der Hobbit, King Kong). Doch wir wissen alle, dass Effekte allein einen Film nicht gut machen, weswegen die Frage, ob sich ein Kinobesuch lohnt, noch unbeantwortet bleibt.

Um genau diese Frage zu klären, hat sich Movie Attack Force das ambitionierte Werk angeschaut und erklärt euch im nachfolgenden Review im Detail, warum man sich diesen Film nicht entgehen lassen sollte!
    
Planet der Affen - Revolution ist der wohl intelligenteste Blockbuster des Sommers. Die Leichtigkeit, mit der hier schwerwiegende (und vor allem besonders heute alarmierend relevante) Themen in eine erstklassig erzählte Story eingeflochten wurden, ist nur einer von vielen Indikatoren dafür, dass man sich an diesen Film, ganz wie an den originalen Planet der Affen, auch noch in fünfzig Jahren erinnern wird.

Ja, Planet der Affen hat eine Message. Oder vielleicht sogar mehrere, die während der Laufzeit des Filmes mal offensichtlich und mal unterschwellig thematisiert werden. Koexistenz, Familie, Konflikt und Vertrauen sind nur ein paar der tangierten Elemente. Darüber hinaus macht Planet der Affen - Revolution auch ein ganz klares Statement zum Umgang mit Waffen (Stichwort: Gun Control in den USA), ohne dabei in absurder Gewaltorgie zu versinken, wie unser letzter Kandidat. Auch die Schauspieler liefern durchgehend qualitativ hochwertiges Material. Zwar sind die Affen hier eindeutig besser ausgearbeitet als die Menschen, jedoch sind neben Andy Serkis (sein Motion Capturing ist auch hier wieder makellos!) auch Gary Oldman (Batman Begins, Harry Potter, Leon der Profi) und Jason Clarke (Zero Dark Thirty) sehr gut gecastet und geben uns innerhalb der Geschichte einen nachvollziehbaren Angelpunkt der Menschen.

Das wirklich bemerkenswerte am Film ist jedoch, wie exzellent all diese Dinge in den Plot (von dem wir ja im Grunde bereits Grob wissen, wie er ausgeht!) eingeflochten wurden, ohne dabei Einbußen bei Charakterentwicklung oder Spannungsaufbau zu machen. Bei vielen normalen Filmfans ist der Terminus "Story" mittlerweile jedoch so verkommen, dass ich das Gefühl habe, dass viele Zuschauen gar nicht mehr unterscheiden können, was eine funktionierende Story von einer Aneinanderreihung von Szenen unterscheidet. Daher werde ich "Story" mit Hilfe von Planet der Affen - Revolution in einer kleinen Lektion erklären. Diese "Tipps", wenn man so will, sind natürlich auch für den privaten Gebrauch anwendbar - z.B wenn ihr eigene Geschichten schreibt, Filme dreht, etc! 

Wir haben es in besagtem Film mit dem traditionellen Storytelling zu tun. Der klassischen Erzählstruktur, in welcher 99,99% aller Handlungen erzählt werden. Wenn man eine solche Handlung konstruiert, geht es immer darum, dass unsere Entscheidungen in einer Geschichte den maximalen gewünschten Effekt auf die Zuschauer haben. Wenn wir in unserer Handlung die richtigen Entscheidungen für die gewünschten Effekte treffen, werden auch die Zuschauer mit Interesse und ggf. auch Lob auf die Handlung reagieren. Wird an dieser jedoch rumgepfuscht, fällt die Reaktion meistens dementsprechend negativ aus. Fangen wir also mit der offensichtlichen Frage an: Was will Planet der Affen - Revolution sagen?

Hier ist die Geschichte relativ simpel. Es geht um zwei Seiten, die aneinander geraten, weil sie das tun, was das Richtige für ihr eigenes Überleben ist. Dies geschieht mit speziellem Augenmerk auf einen eventuellen Krieg, welcher die Grautöne der verschiedenen moralischen Ansichten und Prioritäten der einzelnen Charaktere zum Vorschein bringt. Das Problem ist hier allerdings, dass wir es fast schon mit zwei verschiedenen Filmen zu tun haben. Den der Menschen und den der Affen. Das könnte im Grunde von den Machern so gewollt sein, birgt leider eine gewisse Problematik, da die Seite der Affen deutlich stärker erzählt und besser dargestellt wurde. In ihr haben wir die Hauptfigur Caesar und seinen inneren Zirkel aus verschiedenen Affen. Den loyalen Maurice, den jungen und ungestümen Sohn Blue Eyes und den aggressiven Koba, welcher von den Menschen in einem Labor misshandelt wurde und deswegen mit großem Hasse der anderen Partei gegenübersteht.

Der Film beginnt mit einer Szene in der die Affen im Wald nach Essen jagen (die übrigens phantastisch choreografiert wurde!). Blue Eyes ist ungeduldig und kommt einem Bären zu nahe, welcher den jungen Affen angreift. Caesar springt zwischen die beiden und versucht seinen Sohn vor Schaden zu bewahren. In dem Moment kommt Koba aus dem Hintergrund mit einem Speer auf den Bären zugesprungen und erlegt ihn mit einem gezielten Wurf seiner Waffe. Dieser Moment zu Anfang des Filmes war nicht nur aufregend im Sinne von der exzellenten Darstellung einer aufregenden Szene für die Zuschauer im Kino, sondern erzählte sie uns auch komplett ohne Worte alles, was wir über den Charakter dieser drei Hauptfiguren wissen müssen. Wir verstehen ihre Persönlichkeiten (Blue Eyes: ungestüm, Caesar: beschützend, Koba: eiskalt und effizient), Beziehungen zueinander und ihren Sinn für Gemeinschaft. Das ganze wurde uns punktgenau mit der Handlung vermittelt, ohne dabei auch nur eine einzige Zeile Dialog zu haben. 

Danach verändert sich jedoch alles, als die Affen auf die seit 10 Jahren drastisch dezimierten Menschen treffen, welche sich aufgrund der im ersten Teil kreierten Seuche zusammengerauft hatten. Aus Angst erschießt einer der angetroffenen Menschen einen der Affen. Caesar, der keinen Krieg anzetteln will, gibt ihnen die Chance zu fliehen - eine Handlung, welche einen Keil zwischen die Affen selbst treibt, da innerhalb der Gemeinschaft andere Affen existieren (allen voran Koba), die nicht mit dem passiven Verhalten von Caesar einverstanden waren. Das was man hier jedoch unbedingt verstehen muss, ist die Tatsache, dass JEDE EINZELNE SZENE im Film direkte Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen den Charakteren und somit der Story hat. Misstrauen baut sich auf. Verrat und Betrug liegt in der Luft. Unser gezieltes Interesse als Zuschauer ist nicht nur emotional geladener Blicke und der Tatsache geschuldet, dass wir diese Figuren mögen - sondern liegt auch daran, dass die perfekte Kombination all dieser Elemente in der Handlung zusammengefunden haben. 

Viele normale Zuschauer sind sich meist gar nicht bewusst, dass sie eine Handlung nicht nur beobachten, sondern ganz gezielt mit Werkzeugen des Storytellings "manipuliert" und gelenkt werden. Klar, unser Gehirn ist da sehr intuitiv, jedoch verstehen wir selten, dass da ganz klare, greifbare Mechanismen am Werk sind. Ein Beispiel: Wir sehen eine neue Szene. Wir wissen was eine der Figuren will (Motivation) und wie das in Konflikt mit dem treten wird, was eine andere Figur gerade tut. In diesem Augenblick erfahren wir den Beginn von Dramaturgie. Wir wissen, etwas wird passieren und wir können mit ansehen, wie es verläuft. In Planet der Affen - Revolution wissen wir zum Beispiel, dass Koba, welcher gerade ein Waffenlager der Menschen beobachtet hat, nicht sehr positiv reagieren wird, wenn er gleich darauf sehen wird, dass Caesar den Menschen hilft, ein Wasserwerk zu reparieren. Das scheint auf den ersten Blick offensichtlich, jedoch ist dieser Wechsel von der einen Szene in die Nächste das filmische Äquivalent zum aneinander reiben zweier Feuersteine. Es entstehen Funken. Viele schlechte Filme vergessen genau diese einfachen Dinge viel zu häufig. Das Resultat der Szenen ist dann nicht einfach eine Funktion der Charaktere, sondern das direkte Resultat der Handlung. Charakter A erlebte Ereignis X. Charakter B erlebte Ereignis Y. Da X und Y nicht koexistieren können, sehen wir jetzt einen Konflikt. Jede einzelne Szene im Film spielt auf genau so eine Situation hin.

Wenn man also eine packende Geschichte erzählen will, sollte man seine Story stets nach dem "Deswegen/aber" Prinzip erzählen. So erspart man sich langweilige Sequenzen wie "Diese Sache passierte, dann passierte diese Sache, dann passierte diese Sache..." - Denn nun schreibt man den Konflikt direkter: "Diese Sache passierte, deswegen passierte diese Sache, aber diese andere Sache passierte, deswegen passiert nun diese Sache..." Ein ganz klarer Handlungsstrang von Ursache und Wirkung. Das schöne daran: es ist nicht bloß ein Werkzeug um den Plot zu erzählen, sondern ist auch unmittelbar mit Emotionen verknüpft. So türmt sich die Handlung in Planet der Affen - Revolution ganz natürlich auf, da die Entscheidungen unserer Charaktere stets in Konflikt mit denen anderer Figuren des Films treten. Das macht den Film so clever und deswegen ist der Film ein absolutes MUSS für alle Freunde intelligenter Unterhaltung.

Natürlich ist der Film auch mit rasanten Actionszenen angereichert und bietet also für einen fröhlichen Abend mit Popcorn und Malzbier alles, was man benötigt. Die Special Effects sind mit das Beste, was man dieses Jahr zu sehen bekam (die Affen sehen teilweise wirklich photorealistisch aus!) und man fiebert tatsächlich die ganze Zeit über mit. Einziger negativer Punkt ist wohl die Tatsache, dass die Affen um einiges interessanter und besser in Szene gesetzt wurden, als die Menschen. Hier hätte man sich sicher ein wenig mehr Entwicklung gewünscht, um auch diese Seite der Medaille im gleichen Maße mögen zu können. Das soll allerdings nur ein kleiner Kritikpunkt innerhalb eines ansonsten sehr guten Blockbusters sein!

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