20.09.2014

Review: Sin City 2 - A Dame To Kill For

Es hatte sich schon durch Pressestimmen aus den USA, wo der Film bereits letzten Monat startete, angekündigt: Sin City 2 - A Dame To Kill For könnte vermutlich den Erwartungen von Fans nicht ganz gerecht werden. Nun ist die Fortsetzung, von Sin City auch endlich bei uns im Kino. Wir von Movie Attack Force haben ihn angeschaut, und berichten in aller Ehrlichkeit, ob sich die 10 Euro Eintritt lohnen könnten...

Fast 10 Jahre ist es bereits her, seitdem Frank Millers düstere Comicreihe von From Dusk Till DawnDesperados und Machete Regisseur Robert Rodriguez verfilmt wurde. Das Ergebnis war Sin City, eine misanthropisch-dreckige Comicverfilmung mit Elementen aus dem Noir-Crime Genre, welches Frank Miller so perfekt drauf hat. Oder hatte? Denn genau wie Millers Comicbücher, scheinen auch die von ihm geschriebenen Scripts seiner neueren Filmprojekte die Magie zu vermissen, die ihn in den späten 80ern neben Alan Moore zum größten Autoren der Comicwelt machte.


Sin City 2 ist die größte Enttäuschung des Jahres. Doch ist der neuste Robert Rodriguez Film eine dieser Fortsetzungen, die seinen Vorgänger in retrospektive besser aussehen lässt (so wie bei 300 - Rise Of An Empire), oder einer der Fortsetzungen, die sogar ein bisschen ruiniert, was den ersten Teil so speziell gemacht hat (so wie bei Matrix Revolutions)? Das ist eigentlich eine sehr schwer zu beantwortende Frage, da ich an diesem Punkt nicht mal anerkennen möchte, dass dies tatsächlich die Fortsetzung von Sin City ist. Zwar sind viele bekannte Figuren aus dem ersten Teil zu sehen (Sin City 2 spielt vor, nach und während den Ereignissen vom Erstling). 

Eigentlich gehöre ich zu der Sorte Zuschauer, die einem dummen Film viel abgewinnen können. Speziell dir Sorte Dummheit, wie sie Rodriguez schon immer so prominent in seine Filme einbaute. Ich bin zwar nicht der Meinung, dass er ein guter Regisseur ist, dennoch kann ich Filme wie beispielsweise Machete samt seiner abgedrehten und unrealistischen Inszenierung feiern (Machete 2 war nur leider in jeder Hinsicht Müll). Auch Sin City 2: A Dame To Kill For ist verdammt dumm. Vergisst dabei allerdings die kreative Inszenierung als Ausgleich mit einzureichen. Die Fortsetzung ist nämlich eine langweiliges, impotentes Scharchfest, was sich mit Mühe, Not und zwei gebrochenen Beinen über die Ziellinie schleppt. Denn wo die innovative Machart von Sin City die coolen Dialoge, interessanten Figuren, brutaler Actionszenen und spannenden Plots der verschiedenen Episoden umhüllte, lässt Sin City 2 in jeder erdenklichen Hinsicht zu wünschen übrig. Der visuelle Stil sieht hier deutlich glatt gebügelter und "aus dem Computer" aus, wie das Original. Die zuvor mysteriös und aufregend wirkenden Charaktere sind hier nichts weiter als Kinder die mit Wasserpistolen in Omas Garten aufeinander schießen. Die Action des Films wurde um mehrere Gänge zurückgeschaltet, da neben einer etwas längeren Sequenz von Marv vs. Manute und Miho vs. Schlägertypen jegliche Kreativität in den Tötungen fehlt (eigentlich werden Leute maximal nur völlig stupide erschossen). Wenn dann auch noch zwei der drei Episoden (welche diesmal nicht klar als unterschiedliche Segmente des Films untertrennt wurden) völlig ohne Spannung vor sich hinplätschern, gerät man in Erklärungsnot. 

Dabei hatte Robert Rodriguez alle Werkzeuge bereits in seiner Hand, um das hier zumindest nicht als totale Zeitverschwendung wirken zu lassen. Ich mochte Marv und Dwight im letzten Film. Hier rennt Mickey Rourke (The Wrestler, Iron Man 2) nur verwirrt durchs Bild und schlägt/schießt zu Brei, wer sich ihm in den Weg stellt. Der angeteaste Subplot mit seinem Gedächtnisproblem, seiner "Hood"/Herkunft und seiner Medizin wird ebenfalls nach Minute 10 für oberflächliches Gelaber ausgetauscht. Josh Brolin (Oldboy, Men In Black 3), der die Rolle des Dwight von Clive Owen übernahm (warum wird im Film erklärt) spricht die ganze Zeit nur grummelige Voice-Overs und Joseph Gordon-Levitt (Premium Rush, Don Jon, Looper) grinst überheblich und zeigt Kartentricks. Keiner der Schauspieler spielt hier tatsächlich irgendeine Form von "Rolle". Alle lesen sie nur tiefgründig wirkende - aber nicht wirklich tiefgründige - Textzeilen ab. Ein Mysterium wie im ersten Sin City (wer hat Goldie getötet? Die Tatsache dass einer der Bösen ein Polizeiheld war, etc.) sucht man im kompletten Film vergebens, wodurch die Gedanken-Monologe allesamt irgendwie keinem Zweck dienen. Keiner der Figuren denkt ernsthaft über irgendetwas nach. Besonders bei Joseph Gordon-Levitt ist dies besonders schade. Sein kleines Segment war von den dreien nämlich noch das mit Abstand interessanteste, hatte aber so wenig Auswirkung auf den Rest des Filmes, dass man sich nach dem unaufgeregten Höhepunkt nur Schultern zuckend dem letzten Segment mit Jessica Albas Charakter zuwendet. Die Geschichte, welche direkt an die Ereignisse von Bruce Willis' Episode aus dem ersten Teil anknüpft wurde von Frank Miller speziell für den Film geschrieben wurde. Jessica Alba (Honey, Fantastic Four 1&2) kann allerdings noch immer nicht schauspielern, gibt sich im zweiten Teil allerdings offensichtlich deutlich mehr Mühe. Auch hier arbeitet sie weiterhin im jugendfreisten Stripclub der Stadt, bekommt allerdings noch ein paar Actionszenen spendiert. 

Die andere weibliche Rolle von Sin City 2 - A Dame To Kill For ist die für den Titel verantwortliche Ava Lord, der "Frau für die Man(n) tötet", gespielt von Eva Green (Penny Dreadful, 007 - Casino Royale). Sie ist für gewöhnlich ein klarer Lichtblick in solchen Filmen (sie war auch mit Abstand das beste an der anderen Frank Miller Fortsetzung 300 - Rise Of An Empire), spielt aber hier eine so unfassbar klischeehafte "Femme Fatale", dass man speziell im Kontext der eh schon verdammt frauenfeindlichen Welt von Sin City aus dem Augenrollen gar nicht mehr raus kommt. Was genau so unfassbar misogyn ist (Kopfschütteln ist fest versprochen!) würde allerdings die sowieso schon unglaublich vorhersehbare Story spoilern. Da hilft auch nicht mehr, dass sie ihre komplette Screentime damit verbringt nackt zu sein. Egal ob im Mondschein am Pool oder in der Badewanne, stets werden wir vom zugegebenermaßen wunderschönen Körper der Schauspielerin abgelenkt.

Positiv anzumerken ist allerdings der subtile Humor, welcher erstaunlich oft durch die over-the-top Inszenierung mitschwingt. Auch der Auftritt von Zurück in die Zukunft Star Christopher Lloyd als drogensüchtiger Hinterhof-Arzt war sehenswert. Abgesehen davon haben diverse einzelne Szenen sicher Unterhaltungswert, das Gesamtwerk kommt leider nie über das Level "große Enttäuschung" hinaus. Im Grunde kann ich jedem Fan der Vorlage oder des ersten Teils (zu beidem würde ich mich ebenfalls zählen) den Kinobesuch nur an einem vergünstigten Kinotag empfehlen. Wer viel Geld für den Film ausgeht, könnte sich um sein Geld ärgern. Unterm Strich bleibt Sin City 2 - A Dame To Kill For nämlich leider eine peinlich-unspektakuläre und kreativ unerfüllende Gewaltphantasie für Spätpubertierende. Der erste Teil hatte Stil. Das hier hat Lady Gaga. Das schlimmste daran? Lady Gaga ist nicht mal das schlimmste daran.

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