14.10.2014

Review: Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth

Harry Potter und Twilight haben es vorgemacht: Filmadaptionen berühmter Jugendbücher (den sogenannten Young-Adult-Novels) sind heutzutage regelrechte "Moneymaker" an den Kinokassen. Gibt man dann noch eine Prise "Post-Apokalypse" hinzu, wagt sogar der von Buchverfilmungen eher abgeneigte Vater gerne mal einen Blick und begleitet seine Kids in die Vorstellung. So erreichen Filme wie , The Giver - Hüter der ErinnerungenDie Tribute von Panem oder Die Bestimmung - Divergent weltweite Einspielergebnisse, die auf ein Publikum weit über der ursprünglichen Zielgruppe hinausgehend schließen lassen. Nun entert ein weiterer dieser Filme die deutschen Kinos! Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth heißt der Streifen und basiert auf dem ersten Band der (wie soll es auch anders sein) Buchtrilogie des amerikanischen Autors James Dashner. Ob wir es hier mit einem schnell zusammengeschusterten Trittbrettfahrer zu tun haben, oder ob Maze Runner uns etwas Neues zu sagen hat, erfahrt ihr im Review!

Zunächst muss man vor dem Kinobesuch von Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth den Geist völlig frei davon machen, dass wir es hier binnen kürzester Zeit schon wieder mit einer quasi-sci-fi Jugendbuch-Adaption zu tun bekommen. Allein dieses Jahr quälten wir uns bereits durch den grauenhaften Die Bestimmung - Divergent, welcher tatsächlich nichts originelles oder gar originales an sich hatte, und auch der Platzhirsch des Sub-Genres Die Tribute von Panem 3 - Mockingjay Teil 1 (wer zum Teufel ist eigentlich für diese grauenhaften Titel verantwortlich?), erscheint nächsten Monat, um wie jedes Jahr die Kinokassen zu dominieren. Hat man sich allerdings erstmal mit dem Gedanken abgefunden, dass wir auch in Maze Runner die genretypischen Stilmittel und tausendmal gesehenen Plotpunkte abarbeiten werden, wird es deutlich leichter, dem Regiedebüt von Wes Ball auch Positives abgewinnen zu können. Der Film macht nämlich auch ein paar erwähnenswerte Dinge anders, wodurch wir uns zwar nicht komplett vom Nucleus des Genres entziehen, jedoch sicherlich von gewissen Alleinstellungsmerkmalen reden können.

Besonders zu erwähnen wären in diesem Hinblick die Figuren, mit denen wir es zu tun bekommen. Wo in den bereits erwähnten "Konkurrenzprodukten" einzelne, weibliche Protagonisten im Fokus stehen, welche neben diversen romantischen Eskapaden die Welt vor einer ungerechten und totalitären Regierung retten, beruft sich Maze Runner auf das altbewährte Klischee der Heldensage. Ein einzelner junger Mann, der mit seinen Fähigkeiten den Tag rettet (Luke Skywalker, Neo, Frodo, Harry Potter, etc.). Glücklicherweise ist es diesmal doch nicht ganz so einfach, da unser Held Thomas (gespielt von Dylan O'Brien), relativ schnell erkennt, dass er auf die Hilfe seiner Kameraden angewiesen ist, um zu überleben. Und genau das bringt uns zum zweiten Punkt, den ich dem Film positiv anrechnen muss. Wie in den meisten Geschichten dieser Art, geht es um eine Gruppe Kinder, die ein zu gleichen Teilen phantastisches wie gefährliches Abenteuer bestehen. Zu oft allerdings bleibt meiner Meinung nach aber der Realismus in diesen Konzepten auf der Strecke. In Maze Runner interessiert sich erfrischenderweise niemand dafür, die Welt zu retten. Und auch wenn das, wie ich bei Wikipedia nachlesen konnte, im späteren Verlauf der Bücher möglicherweise ebenfalls zum Thema werden könnte, leistete der Film gute Arbeit darin, dass Gefühl zu vermitteln, dass diese Kids einfach nur ihre eigenen Ärsche retten wollen. So wie es in der Realität auch sein sollte. 

Die Story selbst ist zunächst ebenfalls recht Kreativ. Eine Gruppe von jungen Männern wurde in die Mitte eines riesigen, beweglichen Labyrithes verbannt. Ohne Informationen oder Gedächtnis darüber, was die Kinder hierher gebracht haben könnte, erschaffen die "Lichter" (so nennen sich die Jungs, da sie sozusagen auf einer "Lichtung" leben), eine kleine aber relativ gut funktionierende Gesellschaft, samt Regeln und Hierarchie. Als unsere Hauptfigur Thomas dann allerdings ebenfalls auf der Lichtung erwacht, wird ihm schnell klar, dass es nur einen Weg in die Freiheit gibt: den waghalsigen Lauf durch das Labyrinth. Natürlich ist dieses Verhalten gegen die Regeln und erzürnt den "Häuptling" der Gruppe, überraschend gut gespielt von Will Poulter (Wir sind die Millers, Die Chroniken von Narnia). Der dabei entstehende Zwist, sowie die generell missliche Situation der Jungen zieht eindeutige Parallelen zu William Goldings Roman Herr der Fliegen, welches ihr sicherlich noch aus eurer Schulzeit kennt. 

Leider ist Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth zu sehr an die Romanvorlage gebunden, wodurch einige interessante Ideen nicht konsequent weitergeführt werden konnten. Die Gefahren im Labyrinth sind durchweg cool anzusehen, wirken jedoch bei genauer Betrachtung nicht so bedrohlich, wie sie eigentlich sein sollten um wirklich Interesse zu investieren. Den größten Fehler begeht der Film allerdings zum Finale, bei dem ein so unfassbar unlogisches und dämliches Non-Ende präsentiert wird, dass ich jedem Fan dieser Art von Stoff fast schon empfehlen würde, den Kinobesuch auszulassen und auf die DVD zu warten. Hier geriet das Script nämlich in mächtig große Schwierigkeiten. Nicht nur präsentiert man uns einen ermüdenden Twist (bei dem ich mir sicher bin, dass die Macher ihn total clever fanden, obwohl er bestimmt niemanden wirklich begeistern wird), sondern endet der Film auch noch in einem so schamlosen Cliffhanger, der auf eine kommende Fortsetzung verweist, dass man das Gefühl nicht los wird, seine Zeit mit einem unvollständigen Film verschwendet zu haben. Wie jedes Buch (oder jeder Film, jedes Theaterstück, etc.) braucht man ein paar Elemente, die helfen das Werk zu einem erfüllenden Erlebnis zu machen. Eine Einleitung, samt Erklärung der Welt und Figuren, einen Konflikt inklusive Eskalation und eine Auflösung. Akt 1, Akt 2 und Akt 3 wenn man so will. Diese Schablone muss natürlich nicht immer genau eingehalten werden, jedoch ist es im Fantasy- und Actionbereich fast immer ein großer Fehler, zu weit davon abzuweichen. Auch als Teil einer Trilogie wie beispielsweise Der Herr der Ringe oder Star Wars, müssen die einzelnen Geschichten trotzdem grob aus diesen drei Elementen bestehen. Die Harry Potter Reihe schaffte dies besonders Clever, da sie mit jedem Buch zwar ein abgeschlossenes Abenteuer erzählte, die überspannende, allumfassende Storyline jedoch stets allgegenwärtig blieb. In Maze Runner scheint man allerdings diese Bausteine nicht vernünftig sortiert zu haben, da der wirkliche Höhepunkt der Geschichte offenbar in einem der nächsten beiden Bücher/Filme gerückt wurde. Das sorgt im Kino natürlich für enttäuschte Gesichter, da nun jeder Besucher X-Jahre auf eine funktionierende Auflösung warten muss. Ich bezweifle allerdings, dass der Großteil dieser Menschen dazu bereit sein wird.

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