26.11.2014

Review: Die Tribute von Panem - Mockingjay Part 1

Die erfolgreiche Verfilmungen der unfassbar populären The Hunger Games Jugendbücher von Suzanne Collins entert wieder einmal die Kinos! Nach dem passablen ersten Teil Die Tribute von Panem - Hunger Games und dem phantastischen zweiten Teil Die Tribute von Panem - Catching Fire war natürlich die Vorfreude besonders groß, als nun endlich der dritte Teil Die Tribute von Panem - Mockingjay die Trilogie abschließen würde. Leider ist es für das richtige Finale noch nicht ganz so weit, da (wie lange befürchtet wurde) der letzte Akt der beliebten Dystopie, ähnlich wie auch Twilight - Biss zum Irgendwas oder Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, in mehrere Filme aufgesplittet wurde. 

Was zählt ist allerdings einzig, ob der Film für den man im Kinosaal sitzt und Geld bezahlt hat, auch komplett allein stehend, kritischer Betrachtung stand halten kann. Geht man nämlich mit dem Wissen ins Kino, dass auch die Qualität vom 2ten Teil zum 1sten Teil stark anstieg, sollte die Erwartungshaltung an Mockingjay sehr hoch sein. Meine Sicht der Dinge lest ihr wie immer hier im Review!

Die Tribute von Panem - Mockingjay Part 1 ist, ganz wie es der fürchterliche Titel (diese unnötigen Titeländerungen für Deutschland sind so anstrengend!) bereits andeutet, unnötig lang. Das heißt natürlich noch lange nicht, dass mir der Film nicht gefallen hat! Wie ihr gleich lesen werdet, habe ich auch einige positive Punkte anzumerken, die aus dieser Filmreihe als ganzes definitiv sehenswerten Filmstoff machen. Doch der Elefant im Raum lässt sich auch mit Vaseline nicht durch die Haustür quetschen: Mockingjay ist ein halber Film, der definitiv nicht hätte existieren müssen. Zu wenig passiert im Hinblick auf Plotentwicklung, um hier von einer für sich stehenden Geschichte sprechen zu können - und die wenigen Dinge die passieren wirken nicht nur künstlich in die Länge gezogen, sondern wiederholen sich darüber hinaus auch noch mehrfach, um einen nahezu peinlich-offensichtlichen "Punkt" zu unterstreichen. Doch auch Zuschauer ohne Vorwissen (ich kann mir eigentlich nicht erklären, wie sich jemand diesen Film im Kino ansehen möchte ohne die vorherigen Teile zu kennen), können sich sicherlich auch ohne diese "Krücke" zusammenreimen, dass die Geschichte von einer sozialkritische Message motiviert wird. 

Im Film selbst wird, nachdem Katniss Everdeen, gespielt von Jennifer Lawrence (X-Men Days Of Future Past, American Hustle), aus der Arena der 75sten Hungerspiele (ein Gladiatorenkampf in den die totalitäre Regierung jährlich ein Dutzend Untertanen sich gegenseitig meucheln lässt) entkommen konnte, die Geschichte vom sich langsam erhebenden Widerstand erzählt. Dieser organisierte Widerstand gegen das Kapitol (das sind  die in Saus und Braus lebenden Bösen, die das Umland, welches in sogenannte Distrikte aufgeteilt wurde knechten) möchte Katniss als Jean d'Arc-ähnliche Galionsfigur nutzen, um Hoffnung und Mut in den Herzen der Bevölkerung zu entfachen, damit sich diese wiederum dem Aufstand anschließen um die Regierung zu stürzen. Katniss lässt sich, obwohl sie sicherlich die Sache unterstützen will, nur widerwillig als Propaganda-Instrument benutzen, um ihren im zweiten Teil in der Arena zurückgebliebenen Freund Peeta Mellark, gespielt von Josh Hutcherson (Detention, Red Dawn), welcher sich nun in den Fängen des Kapitols befindet, zu retten. Ihr entgegen steht der von Donald Sutherland (The Italian Job, M.A.S.H.) großartig gespielte President Snow, welcher schon seit Anbeginn seiner Amtszeit durch hartes durchgreifen gegen Aufstände als Fäden ziehender Antagonist der Reihe etabliert wurde. 

Generell muss ich hier, bis auf einige kleinere Ausnahmen direkt die Schauspieler für ihre erneut soliden Leistungen loben. Allen voran natürlich Jennifer Lawrence, welche die Figur der Katniss Everdeen so klar verkörpert, dass man sich im nachhinein niemanden sonst in der Rolle vorstellen könnte. Das wird besonders in meiner Lieblingsszene von Mockingjay klar, in der sie mit anderen Rebellen am Wasser sitzt und ein trauriges Lied singt. Offenbar hat Lawrence sich zunächst sehr dagegen gesträubt, selbst zu singen, jedoch muss ich sagen, dass ich (speziell nachdem ich die O-Ton Version gesehen hab) wirklich begeistert war wie authentisch und gefühlsgeladen diese Sequenz auf mich wirkte. Auch der zwischenzeitlich verstorbene Philip Seymour Hoffman, von dem ich aufgrund seines Todes zwischen den Dreharbeiten mit deutlich weniger Screentime gerechnet hätte, lieferte perfekte Arbeit ab. Natürlich konnten auch Woody Harrelson (wenn auch mit zurückgeschraubter Präsenz), Stanley Tucci und vor allem Elizabeth Banks in ihren etablierten Rollen glänzen. Neuzugänge wie die Anführerin des Widerstands, gespielt von Julianne Moore und die Propaganda-Regisseurin mit dem 2011er Sidecut, gespielt von meiner zukünftigen Ehefrau Natalie Dormer lieferten darüber hinaus ebenfalls solide Performances ab. Ein wenig schade ist es allerdings, dass Jena Malone fast den kompletten Film aussitzen musste. Wirklich unerträglich war wie immer nur Liam Hemsworth, der völlig zurecht im Schatten seines großen Bruders (Chris Hemsworth, der Schauspieler aus Rush, Thor und Avengers) steht, da er ums verrecken nicht Schauspielern kann. Ich weiß natürlich, dass die Zielgruppe und gewissermaßen auch die Buchvorlage ein wenig voraussetzt, dass der Typ für das "quasi" Liebesdreieck ala Twilight ab und zu sein sich niemals veränderndes Gesicht in die Kamera halten muss, aber verdammt nochmal, da könnte ein grauer Sack gefüllt mit runden Steinen mehr Gefühl vermitteln.

Da dies aber wirklich nur ein Vergehen, unter sonst speziell für das Genre klasse Leistungen ist, muss auch Francis Lawrence (Constantine, I Am Legend), der Regisseur des Films, ein verdientes Lob bekommen. Der hat es nicht nur geschafft, das Franchise (trotz des holprig gestarteten ersten Teils von Regisseur Gary Ross) auch für Zuschauer außerhalb der Zielgruppe interessant zu gestalten, sondern war in der Lage die unterschwellige Thematik der Bücher für junge Erwachsene klar verständlich in die Filmversion zu übertragen. Totalitäre Systeme, Propaganda, soziale Ungerechtigkeit, die Stimme des Volkes, willkürliche Machtausübung, "the 1%", Werteverteilung, PTSD, Krieg... all dies eingebettet im Popcornkino für größtenteils junge Menschen, die sich vermutlich sonst einen Scheiß für diese Dinge interessieren würden. Dafür kann und sollte man ruhig mal den Hut ziehen. Und gerade diese Szenen sind es auch, die Mockingjay Part 1 ein wenig über Wasser halten. Im Film sehen wir beispielsweise einen toll inszenierten Angriff auf einen Staudamm, bei dem sich viele Aufständische freiwillig dem Gewehrfeuer der Feinde aussetzen, um gemeinsam ihr Land zu befreien. Das ist teilweise wirklich inspirierendes Zeug, wenn man als 15 jähriges Mädchen, welches sonst nur über die neuen Haarschnitte von One Direction Mitgliedern nachdenkt, plötzlich im Kino mit solchen Parabeln und Metaphern konfrontiert wird. Ob davon letztendlich was hängen bleibt, ist natürlich eine andere Frage. Was zählt ist jedoch immerhin, dass die junge Zielgruppe hier mal wirklich ernst genommen wird. Dafür lobe ich den Film gerne. 

Was der Filmkritiker in mir allerdings dennoch nicht für sich behalten kann, ist die Tatsache, dass dieser Film absolut keinen anderen Grund für seine Existenz aufzählen kann, außer dass das Filmstudio noch etwas länger an der Panem-Zitze nuckeln möchte. "3 Bücher - 3 Filme? Scheiß drauf, die machen Lastwagen voll mit Moneten, das muss so intensiv wie nur irgend möglich gemolken werden! 3 Bücher - 4 Filme (vorerst!) klingt doch viel besser!" - so oder so ähnlich muss sich das Busniess-Meeting dazu angehört haben. Und klar, so ist nun mal die Realität des Filmgeschäfts und wem das missfällt, muss eben etwas anderes gucken. Aber im Falle von Die Tribute von Panem - Mockingjay Part 1 hätte es der Qualität der gesamten Erfahrung wirklich nur gut getan, wenn viele der Sequenzen straffer und schneller erzählt worden wären. Es ist fast schmerzhaft offensichtlich, dass das dritte Buch der Trilogie wirklich nach allen Regeln der Kunst ausgeweidet wurde, um hier möglichst 2 Spielfilme rechtfertigen zu können. Mockingjay Part 1 schafft dies leider nicht, da die 2 etwas größeren Actionsequenzen im Film sind an und für sich einfach nicht annähernd genug um einen Zuschauer konstant bei Laune zu halten. Ich interessiere mich einfach so gar nicht für die nervige Katze von Katniss' Schwester und nach dem dritten Propagandavideo ist auch irgendwie der Witz ausgereizt, dass Katniss SO ehrlich und aufrichtig ist, dass sie selbstverständlich die gestellten Nachrichten ans Volk übertrieben hölzern aufsagt. Weniger ist manchmal mehr. So kann ich von einem Besuch im Kino nur abraten. Der Film ist nicht schlecht, sollte aber tatsächlich lieber nächstes Jahr auf Blu-Ray konsumiert werden, kurz bevor man dann den wirklich finalen Teil im Kino sehen kann. Andernfalls ärgert man sich, sofern man von der generell Spektakel-freien Geschichte von Mockingjay Part 1 noch nicht eingeschläfert wurde, über ein erneutes Cliffhanger-Ende in einer Szene ab der die Geschichte beginnt interessant zu werden. Stellt euch mal vor ich würde so etwas mit einem Review machen! Da schwafele ich lang und breit über einen Film und bevor ich euch mein endgültiges Fazit geben kann, hört mitten im Satz ...




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