03.01.2015

Review: The Interview

Der wohl am kontroversesten diskutierte Film der letzten Wochen ist eindeutig The Interview von und mit Seth Rogen und James Franco. Die Komödie über ein geplantes Attentat auf Nordkoreas Staatsoberhaupt Kim Jong-un sorgte für ein ziemlich intensives Medienspektakel, nachdem ein vermeintlich Nordkoreanischer Hacker-Angriff auf Sony (das Filmstudio, welches The Interview produzieren lies) nicht nur verschiedene Filme vorzeitig ins Internet leakte, sondern auch sensible Firmen-Interna von Produzenten und Mitarbeitern des Filmstudios der breiten Öffentlichkeit zugänglich machte. Alles offensichtlich mit dem Zweck den Kinostart von The Interview zu verhindern. Das hat zunächst sogar geklappt (man drohte zwischenzeitlich sogar mit Bombenanschlägen auf Kinos!), bis nach einigem Hin und Her - und einer Presseerklärung von US Präsident Barack Obama - der Film schlussendlich doch noch der breiten Masse zugänglich gemacht wurde. Verschiedene Streaming-Dienste machten es dann letztendlich sogar möglich, den Film in den eigenen vier Wänden gegen einen kleinen Obolus anschauen zu können. Ich hab mir den Film angesehen und erkläre euch im folgenden Review, ob sich der ganze Trubel irgendwie rechtfertigen lässt.
                   

James Franco ist diesmal der Verrückte!
Zunächst muss man für so ein Review klar stellen, was man genau bewertet bzw. vom Film erwartet. Meiner Meinung nach sollte der Film für sich selbst stehen und auch für sich selbst funktionieren. Dadurch, dass wir gerade jetzt viel über Nordkorea in den Nachrichten sehen, wird The Interview natürlich von einer Brisanz beflügelt, die man andernfalls nicht haben würde. Ist der Film dann auch in 20 Jahren noch sehenswert? Funktionieren die Witze auch bei jemandem, der sich nicht für Politik interessiert? All dies sind Fragen, die ich mir bei einem Kinobesuch gar nicht stellen möchte. Für mich zählt das was auf der Leinwand zu sehen ist und wie es auf mich wirkt. Nun hab ich den Film mit zugegebenermaßen gesteigerter Neugier und hochgeschraubten Erwartungen ebenfalls zu Gesicht bekommen und möchte euch hier über meine Eindrücke in Kenntnis setzen.

Kim überzeugt mit seinem Spielzeug
Daher sollte auch die Fragestellung eindeutig sein: war The Interview sehenswert? Auch wenn man völlig außer Acht lässt, dass nun eine besondere mediale Neugier auf dem Streifen lastet, ist die Antwort auf diese Frage allerdings trotzdem nur ein zögerliches "vielleicht". Für Fans der eingespielten Seth Rogen / James Franco Witze-Maschinerie wird auch in The Interview der spezielle Nerv getroffen werden, der bereits für Filme wie Ananas Express oder Das ist das Ende so wunderbar funktioniert hat. Beide Darsteller haben einfach eine unglaublich charismatische Wirkung auf den Zuschauer, wann immer man sie gemeinsam auf der Leinwand zu sehen bekommt. Über diese Stärke sind sich Franco und Rogen natürlich sehr bewusst und bieten hier - auch über die zugegebenermaßen etwas zu lang geratene Laufzeit von The Interview - effektives Training für die Lachmuskeln. Das erste und vermutlich größte Problem des Films ist aber tatsächlich die erwähnte Länge. Wohingegen gerade zu Beginn des Films noch absolut jede Pointe zündet (der Gastauftritt von Eminem gehört jetzt schon zu einer der besten Cameos in einer Komödie EVER), verliert sich The Interview spätestens ab dem Moment in dem man tatsächlich in Nordkorea eintrifft ein wenig in seinem eigenen Plot. Hier schienen irgendwie alle Ideen, die man während der vorausgegangenen Brainstormings gehabt zu haben schien, auch tatsächlich im Film gelandet zu sein. Ohne Qualitätskontrolle. So wirkt das im Grunde sehr amüsante Finale leider ein wenig wie ein Pflichtbesuch bei Oma zu Weihnachten. Ja, man bekommt Geschenke, aber man will eigentlich trotzdem nicht länger als nötig bleiben.

Bromance
Ebenfalls möglicherweise ein wenig zu viel des Guten: die Darstellung der Koreaner ist vermutlich milde rassistisch, da hier schon im Grunde "alle über einen Kamm geschoren wurden". Doch die Witze waren sicherlich niemals als Beleidigung gemeint und scheinen durchaus viel Wahrheit anzusprechen. Ich würde mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen und dem Film eine besondere politische Message unterstellen, jedoch bezieht man hier schon ganz klar Position gegen das totalitäre Regime in Fernost. Randall Park als kindlichen Diktator Kim Jong-un verdient allerdings ein ganz großes Lob, da er es schaffte die eigentlich ziemlich furchtbare reale Figur für eine Komödie so witzig und trotzdem irgendwie realistisch zu gestalten. Speziell die Interaktionen zwischen James Franco und Randall Park waren äußerst sehenswert. Seth Rogen hatte im Film einen kleinen Subplot mit einer Liebesgeschichte die meiner Meinung nach weder nötig war, noch besonders gut funktionierte. Auch die Agenten, die unser verrücktes Duo auf diese wahnsinnige Mission schickten, haben für mich irgendwie nicht viel Sinn ergeben. Klar muss man da für eine Komödie sicher ein paar andere Maßstäbe setzen, aber hier hätte zum Beispiel Schauspielerin Lizzy Caplan (die kennt ihr zum Beispiel aus Cloverfield, wo sie explodiert) einfach besser eingesetzt werden müssen. Generell sind Figuren, die nur für Plot-Erklärungen oder Punchlines existieren immer problematisch für mich. 

Letztendlich muss wohl jeder selber wissen, ob der große mediale Hype die Erfahrung für einen selbst anreichert oder säuert, ich allerdings wurde vom Film zwar gut unterhalten, jedoch im gleichen Maße auch ein wenig enttäuscht. Möglicherweise habe ich mir auch einfach ein bisschen zu viel versprochen, da der Film, so wie er ist, sicherlich keine Kontroverse auslösen würde, wäre man in Nordkorea nicht so empfindlich gegenüber Satire (was allerdings auch wieder verständlich ist, da Satire an und für sich dort drüben gar nicht zu existieren scheint). Die Jokes sind größtenteils wirklich lustig, kommen aber auch nicht an die paralysierende Power von Das ist das Ende an, bei dem ich persönlich deutlich mehr und länger gelacht habe. Doch ob man persönlich einen Film lustiger findet als einen anderen, sollte als Review nicht genügen. Selbstverständlich ist das der wichtigste Teil einer Comedy-Produktion, jedoch vermutlich auch der subjektivste Part im gesamten Filmerlebnis. Was bringt euch meine Meinung da, wenn ihr einfach n scheiß Humor habt? Nix. Daher spreche ich meine Empfehlung grundsätzlich erst mal für alle aus, die sich als Fan der beiden Schauspieler bezeichnen würden - und unter Vorbehalt für all diejenigen, die einfach nur durch den Medienrummel neugierig geworden sind. Jeder, der hier eine bahnbrechende Komödie erwartet, die große politische Statements über den Stand der Dinge macht, sollte seine Erwartungen vielleicht vorab ein wenig herunterschrauben. Dann allerdings kann man sich The Interview für einen ausgelassenen Filmeabend durchaus mal vorknöpfen. 

1 Kommentar:

  1. Danke für das Review.
    Bisher den Film noch nicht angeschaut.
    Wird aber hoffentlich bald nachgeholt. ;)

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