19.09.2015

Review: Straight Outta Compton

Die legendäre Rap-Gruppe NWA dominierte in den späten 80er (bis frühen 90er) Jahren sowohl die Charts, als auch die Berichterstattungen aller Nachrichtensender der USA. Jetzt stürmen die kontroversen Rapper um Ice Cube, Eazy-E und Dr. Dre auch die Kinoleinwand. Dass der bei diesem Versuch entstandene Film tatsächlich ganz schön viel zu bieten hat, überraschte dabei nicht nur Fans! 

Straight Outta Compton heißt das Machwerk von Regisseur F. Gary Gray (Gesetz der Rache, Friday, The Italian Job) und spielt seit August in den deutschen Kinos. Wie auch ich mich vom Film über die erste "Gangster-Rap"-Gruppe habe begeistern lassen, erfahrt ihr im Review. 

Die ersten paar Trailer zum Biopic Schrägstrich Musikfilm Schrägstrich Milieu-Drama Straight Outta Compton, machten einen durchaus guten Eindruck. So gut sogar, dass nicht nur Anhänger von amerikanischem HipHop den Starttermin des Films mit sehr viel Vorfreude erwartet haben. Auch ich hielt das vorab gezeigte Material für sehr vielversprechend, wollte mich allerdings noch nicht gänzlich dem Hype hingeben. Wir wissen schließlich mittlerweile alle, dass gerade Hollywood verdammt gut darin geworden ist, exzellente Trailer zu furchtbaren Filmen zu schneiden. Natürlich schaffen sie das auch umgekehrt, jedoch wirkte Straight Outta Compton von Anfang an wie ein gut durchdachter, ernst zu nehmender Film. Einzige Ressentiments gegen den Film könnte man lediglich haben, wenn man auf eine besonders wahre Darstellung der Geschehnisse besteht. Was okay wäre, da sich Straight Outta Compton damit schmückt, auf wahren Begebenheiten zu beruhen. Wie verwässert die Wahrheit im finalen Produkt dann allerdings wurde, kann wohl niemand mit Gewissheit sagen. Dass sowohl Ice Cube als auch Dr. Dre zu den Produzenten des Streifens gehören, sollte allerdings einiges darüber aussagen.

Davon abgesehen ist Straight Outta Compton allerdings wirklich brisant. Mehrmals gewährt uns der Film einen Blick über den Horizont unserer Hauptfiguren hinweg und beleuchtet auf ehrliche und natürliche Art und Weise Themen wie Gang-Krieg, Polizei-Brutalität gegen die afroamerikanische Bevölkerung und die Korruption innerhalb des Musikgeschäfts. All das jongliert Regisseur F. Gary Gray (der mit Ice Cube schon an der berühmten Komödie Friday gearbeitet hat) bravurös, ohne je die Protagonisten zu vernachlässigen. Die sind übrigens fast durch die Bank mit sehr talentierten Darstellern besetzt, aus denen man großartige Performances herauskitzeln konnte. Allen voran wäre da Jason Mitchell zu erwähnen, der mit seiner Darstellung von Eazy-E, dem an Aids gestorbenen Gründungsmitlied der HipHop-Crew NWA, stellenweise den gesamten Film auf seinen Schultern trug. Hilfe bekam er dabei von dem ebenfalls positiv zu erwähnenden O'Shea Jackson Jr, dem Sohn von Ice Cube, der im Film dank seiner markanten Ähnlichkeit zu seinem Vater die Rolle des Selbigen übernahm. Selbst seine Raps, von denen es im Film glücklicherweise einige zu genießen gibt, sind vom Original fast nicht zu unterscheiden. Man füge dann eigentlich nur noch den grandiosen Paul Giamatti (Die Truman Show, Der Soldat James Ryan, Sideways) als schmierigen Plattenboss Jerry Heller hinzu, und man ist schauspielerisch auf der sicheren Seite. 

Wirklich negativ anzuführen ist an Straight Outta Compton eigentlich nicht viel. Die Darsteller überzeugten, die Musik ist auf den Punkt genau ausgewählt und die Struktur des Films geht perfekt auf. Klar, hier und da hätte man sich vielleicht gewünscht, man würde ein wenig mehr auf die Konflikte mit den Medien und der Polizei eingehen, aber in Straight Outta Compton geht es nun mal vorrangig um die Beziehungen zwischen den einzelnen Bandmitgliedern. Auch, dass gewisse Stellen im Film für meinen Geschmack etwas zu Sprunghaft erzählt wurden (besonders von den Anfängen von NWA hätte ich am liebsten noch ne gute halbe Stunde mehr Material sehen wollen), könnte als Kritikpunkt angeführt werden. Doch dafür ist der Rest des Films zu gut gespielt, zu interessant inszeniert, um noch wirklich Wünsche offen zu lassen. Einzig das Ende, bzw. die Transition in und die Auflösung des dritten Aktes wurden meiner Ansicht nach ein wenig vermasselt. Der gesamte Teil über die Zeit nach NWA, in der sich die mittlerweile stinkreichen Rapper nur noch gegenseitig mit Geld beschmeißen überzeugte mich wenig. Auch das Ende, in welchem Dr. Dre noch mal einen kritischen Moment mit seinen Partnern bei DeathRow Records hat, war dem exzellenten Beginn des Films nicht würdig. Man hätte hier konsequenter die Drama-Schiene fahren sollen. Schließlich erkrankte Eazy-E an Aids, wodurch der ganzen Geschichte ein sehr bitterer (aber passender) Nachgeschmack verliehen wird. 

Letztendlich ist Straight Outta Compton fast besser, als er sein dürfte. Vergangene Biopics aus der Rapszene, wie beispielsweise Notorious B.I.G., waren allerhöchstens Mittelmäßig. Straight Outta Compton allerdings bewegt sich eher auf dem Niveau von 8 Mile. Nicht nur Rap-Fans werden hier richtig viel Spaß haben!

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