14.10.2015

Review: Der Marsianer - Rettet Mark Watney

Vor einigen Jahren schon, hat der Satz "Ridley Scott hat einen neuen Film gedreht!" ein wenig an Magie verloren. Zu viele mittelmäßige Filme, die weit unter ihren Möglichkeiten blieben schmälerten das beeindruckende Vermächtnis des Regisseurs von Alien, Blade Runner und Gladiator. Man erhob bereits berechtigte Zweifel daran, dass Ridley Scott jemals zur alten Form zurückfinden könnte. 

Jetzt allerdings startete Der Marsianer - Rettet Mark Watney in unseren Kinos und die selben Stimmen, die zuvor das Ende von Ridley Scott's Laufbahn vorhersagten, reden nun vom großen Comeback. Damit möchte man sich allerdings gar nicht allzu lange aufhalten, da der Film selbst unheimlich viel Gesprächsstoff bietet. Der Film basiert nämlich auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Andy Weir (welchen ich gelesen habe) und hat eine große Anzahl bekannter Schauspieler zu bieten. Allen voran Matt Damon (Die Bourne Trilogy, Elysium, Interstellar), welcher die titelgebende Figur verkörpert. 

Ob Der Marsianer - Rettet Mark Watney durch die positiven Vorzeichen auch bei uns gut ankam, und natürlich auch in wie weit der Film als gelungene Buchadaption gewertet werde könnte, erfahrt ihr im Review:

Der Marsianer ist einer der besten Filme des Jahres. Angesichts der letzten paar Filme von Sir Ridley Scott, mag diese Aussage sicherlich ziemlich unglaublich klingen - und die Tatsache, dass es tatsächlich so ist, grenzt schier an Zauberei. Doch mit Magie hat das ganze wenig zu tun, da in Der Marsianer - Rettet Mark Watney wirklich alles Zutaten in perfekt abgeschmeckter Menge zusammentreffen, um einen wirklich exzellenten Film zu ergeben. Der Film hat z.B. eine perfekte Besetzung aus sehr guten Darstellern wie Matt Damon (Good Will Hunting), Jessica Chastain (Zero Dark Thirty), Chiwetel Ejiofor (12 Years A Slave), Sean Bean (Der Herr der Ringe), Kristen Wiig (Anchorman 2), Kate Mara (House Of Cards), Michael Pena (Ant-Man), Jeff Daniels (Dumm und Dümmer) und Donald Glover (Community), die allesamt eine sehr gute Arbeit abliefern. Dies geschieht hauptsächlich dank der tollen Dialoge und dem überaus gut ausgearbeitetem Skript nach Vorlage eines großartigen Romans. Dank dafür wiederum geht an den Regisseur und Drehbuchautor Drew Goddard (Marvel's Daredevil, Cabin in the Woods), der es vermochte die Buchvorlage auf ihr nötigstes herunter zu brechen (schließlich muss das ganze Buch irgendwie in zweieinhalb Stunden Film abgearbeitet werden), ohne die Seele der Geschichte zu verwässern. Nicht zuletzt lebt der Film natürlich auch von der stets beeindruckenden visuellen Kraft von Ridley Scott selbst. Dessen Filme sind wie erwähnt zuletzt nicht immer gut gewesen, jedoch sahen sie stets exzellent aus. Der Marsianer funktioniert allerdings wie beschrieben auch auf vielen anderen Ebenen.

Besonders interessant finde ich die tiefere Aussage des Films. Selten sehen wir einen Science-Fiction Film (bei dem der Fiction Teil zugegebenermaßen eher gering gehalten wird), der eine so durchweg positive Aussicht auf die Zukunft bietet. Das, womit sich Star Trek früher immer gebrüstet hat, wird hier in ersten Zügen ebenfalls angedeutet. Der Marsianer - Rettet Mark Watney hat weder einen Antagonisten, einen zentralen Konflikt oder ein "Love-Triangle" mit dem man uns zeigen will, welche Figuren wir zu mögen haben und welche nicht. Auch kein künstlich erzeugtes Drama hüllt den Film in Klischees ein. Im gesamten Film, in dem ein Astronaut auf einer bemannten Marsmission durch einen Unfall abhanden kommt - und dort (weil totgeglaubt) zurückgelassen wird, geht es darum, wie sich alle Beteiligten die Hände reichen und zusammenarbeiten, den Astronauten (Matt Damon) zu retten. Auch als unter den Astronauten abgestimmt wurde, ob sie ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen um die Rettungsmission zu starten, entpuppt sich keiner der Crew plötzlich als Arschloch dem das Leben des verlorenen Kollegen egal ist. Selbst als erste Rettungsmissionen  der NASA fehlschlugen, eilte China zur Hilfe, um die Mission doch noch zum Erfolg zu verhelfen.

Ein weiterer großer Homerun den der Film mit Bravour landet, ist Matt Damon in der Hauptrolle besetzt zu haben. Der liefert hier möglicherweise seine beste schauspielerische Leistung seit Good Will Hunting ab und passt perfekt auf den Charakter des Mark Watney. Hier ist alles wirklich genau so, wie es in der Romanvorlage dargestellt wurde. Auch die Menge an wirklich cooler Situationskomik, gepaart mit dem phantastisch platzierten Galgenhumor in den Sprüchen unserer tragisch/komischen Hauptfigur, werden von der typischen Art von Matt Damon so natürlich rüber gebracht, als wäre alles real. All diese lustigen Details machen den Film, zusätzlich zu den interessanten und spannenden Sequenzen, in denen Mark Watney versucht mit Hilfe von Botanik und Wissenschaft ein Leben auf dem Mars zu ermöglichen, auch zu einem großen Spaß für die Zuschauer. Damon ist trotz der misslichen Lage stets so sympathisch, dass man sich während des Films definitiv mehrmals dabei ertappt die Daumen zu drücken, damit er es irgendwie in einem Stück zurück zur Erde schafft. Vergleiche mit Cast Away sind stellenweise also durchaus berechtigt, zumal wir Tatsächlich mitfiebern, dass unser gestrandeter Held die ihm durch Willkür der Natur in den Weg geworfenen Steine überwindet.

Insgesamt ist Der Marsianer - Rettet Mark Watney also eine durch und durch erlebenswerte Kinoerfahrung voller exzellenter Bilder, einer Top-Besetzung und einer überraschend witzigen, mitreißenden Story. Wer also auch nur im entferntesten Fan von Wissenschaft, Weltraum oder Matt Damon ist - oder einfach nur gern DMAX Formate wie Bear Grylls schaut und sich wundert, ob der Typ auch auf einem anderen Planeten klar käme - sollte hier unbedingt ins Kino gehen!

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