04.10.2015

Review: Sicario

Sicario ist spanisch und bedeutet Auftragskiller. So begrüßt der neue Thriller vom frankokanadischen Regisseur Denis Villeneuve (Enemy, Prisoners) gleich zu Anfang seine gespannten Zuschauer. In den Medien wurde ja bereits seit Wochen ein regelrechter Lobgesang auf den nun gestarteten Kinofilm gesungen. Für Kritiker bereits auf Filmfestivals vorab zu sehen, war Sicario bereits seit geraumer Zeit zu einem Geheimtipp innerhalb der Branche avanciert. 

Nun ist der Film, welcher sich zusammen mit Hauptdarstellerin Emily Blunt (Edge Of Tomorrow, Der Teufel Trägt Prada, Looper), tief in die Materie der mexikanischen Drogenkartelle vergräbt, auch in unseres Kinos gestartet. Ich hatte das Glück, den Film bereits einige Tage eher sehen zu können, um das Gesehene ausreichend wirken zu lassen. Hier mein Review:
Wie man es von meinen Reviews gewohnt ist, halte ich meine Meinung über einen Film nie künstlich zurück, um Leute dazu zu bekommen, mein Zeug auch wirklich zu lesen. So möchte ich auch hier bereits vorab deutlich machen, dass Sicario mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen Platz in meinen Top 10 Filme des Jahres 2015 finden wird. Nur um euch das "Warum" zu schildern, werde ich etwas tiefer ins Detail gehen müssen.

Sicario ist ein exzellent konstruierter, vortrefflich gespielter, makellos inszenierter und perfekt gedrehter Kartell-Thriller von Regisseur Denis Villeneuve. Der hat bereits mit dem verkopften und sehr experimentellen Enemy und dem ebenfalls von Kritikern gefeierten Thriller Prisoners bewiesen, dass er in die oberste Liga Hollywoods gehört. Wo mir Prisoners zwar viel zu lang und Enemy zwischenzeitlich zu gewollt kompliziert waren, trifft Sicario für mich wirklich genau ins Schwarze. Dies liegt zum einen an Roger Deakins meisterhafter Kameraarbeit (Deakins ist bereits seit vielen Jahren einer der wohl besten Kameramänner der Welt und maßgeblich für den tollen Look von Filmen wie The Big Lebowski, No Country For Old Men und James Bond 007: Skyfall verantwortlich) und zum anderen an den Performances von Emily Blunt, Josh Brolin und Benicio Del Toro. Blunt, welche ich regelmäßig als meine absolute Lieblingsschauspielerin bezeichne, untermauert diesen Status in Sicario nur weiter. So glaubwürdig und real wurde eine Polizistin in einem Sondereinsatzkommando möglicherweise noch nie dargestellt. Speziell eine längere Sequenz in der sie es mit Jon Bernthal, welcher ebenfalls gut im Film abliefert, zu tun bekommt, wird garantiert dafür sorgen, dass im Kino einfach jeder den Atem anhalten wird. 

Die Schau stehlen kann da jedoch eigentlich nur Benicio Del Toro, welcher nach seinen Rollen in Oliver Stones Savages und seinem Oscar-prämierten Auftritt in Traffic erneut in einem Film über den Drogenkrieg an der Grenze zwischen Mexiko und den USA zu sehen ist. Del Toro ist grundsätzlich ein phantastischer Schauspieler, brilliert hier jedoch in besonderem Ausmaße als mysteriöse Beraterfigur "Alejandro". Denn von Anfang an wird dem Zuschauer das Gefühl untergejubelt, dass irgendetwas nicht mit Rechten Dingen zugeht. Dass dieses Gefühl möglicherweise in Verbindung mit der von Benicio Del Toro verkörperten Figur ausgestrahlt wird, gilt es sowohl für den Zuschauer, als auch für Kate Macer, unsere von Emily Blunt verkörperten Hauptperson, zu ergründen. Was folgt ist eine von Nerven zerreißender Spannung durchzogene Expedition in die Höhle des Löwen, welche mit viel Gewalt und einigen Überraschungen jeden Zuschauer abholen wird. 

Wirkliche Schwächen lassen sich dem Film nicht eindeutig zugestehen (zumindest keine, die man eventuell mit persönlichen Präferenzen erklären könnte). Das Ende ist konsequent und macht nicht den Fehler, wie beispielsweise Prisoners, die Handlung noch unnötig in die Länge zu ziehen. Sicario ist im Kern ein sehr simpler Film. Es ist die Präzision und die Effektivität der Ausführung, die diesen Film so sehenswert macht. Was wir letztendlich erhalten, ist ein unnachgiebig spannender und exzellent gemachter, kalt-düsterer Thriller, mit dem sich Regisseur Denis Villenueve mutig neben David Fincher um eine Sonderstellung im Genre bewirbt. 

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