20.12.2015

Review: Star Wars Episode VII - Das Erwachen Der Macht (SPOILERS!)

Endlich ist der Tag gekommen. Der Tag an dem Weihnachten und Ostern auf den selben Tag gefallen sind. Der Tag auf den wir alle seit Jahren gewartet haben. Der Tag, an dem Star Wars Episode VII - Das Erwachen Der Macht im Kino anläuft. 

Da ich schwer davon ausgehe, dass jeder Nerd der sich auf meinen Blog verirrt, den Film selbst mindestens schon zwei mal sah, wird das folgende Review SPOILER enthalten. Das bedeutet, dass wichtige Inhalte des Films besprochen werden. Lesen ist also nur empfohlen, wenn du den Film bereits kennst, ODER dich Spoiler nicht stören. Für die, die jedoch trotzdem kurz und knapp wissen möchten, wie ich den Film fand: Er war klasse! - Alle, die herausfinden möchten, warum Star Wars Episode VII - Das Erwachen Der Macht so gut war, finden diese Antworten im Review:

Einen neuen Star Wars Film zu drehen, erschien in den Augen vieler Fans, die (zurecht) von den Prequel-Filmen Episode I, II und III enttäuscht waren, keine besonders gute Idee zu sein. Zu tief lag der Schmerz, den Star Wars Mastermind George Lucas zuletzt verursachte. Zu berechtigt schien das Misstrauen, dass Disney und der von ihnen designierte Regisseur JJ Abrams neue Filme produzieren könnten, die auch nur annähernd an die originale Magie der Filme anknüpfen könnten. Nur ich selbst schien der Idee von Anfang an sehr positiv gegenüber zu stehen. Disney hatte es schließlich erst kurz vorher geschafft, mit dem Marvel Cinematic Universe eine Vielzahl großartiger Filme zu produzieren und gar zu verknüpfen. Auch JJ Abrams, der zwar nicht immer perfekte Filme ablieferte, wurde meiner Meinung nach immer ein wenig zu unrecht als "der Aufgabe nicht gewachsen" abgetan.

Doch hier sind wir nun. Star Wars Episode VII ist raus, und selbst schärfste Kritiker können nicht bestreiten, dass es sich hier um einen mindestens "guten" Film handelt. Klar, es gibt natürlich immer die Meckerer, die den Film in all seine Einzelteile zerlegen und sich übertrieben auf die wenigen Dinge stürzen, die im Film nicht funktionierten. Denen wäre aber auch kein anderer Film recht gewesen. Lasst euch also nicht in die Irre führen. Denn auch ich werde einige Kritikpunkte anführen, von denen aber kein einziger im Ansatz gravierend genug wäre, um den Film glaubhaft in ein schlechtes Licht rücken zu können. Glaubt es, oder lasst es, aber Fakt ist: JJ Abrams hat diese nahezu unlösbare Aufgabe bewältigt. Er hat trotz des immensen Drucks einen Star Wars Film abgeliefert, welcher sich unmissverständlich wie Star Wars "anfühlt", alten und neuen Fans gerecht wird, und den gigantischen Hype annähernd berechtigt wirken lässt.

Zunächst reden wir mal über ein paar grundsätzliche Dinge, die vermutlich den meisten Fans aufgefallen sein wird. Natürlich geizt Das Erwachen Der Macht nicht mit "Callbacks" zu den originalen Star Wars Filmen. Generell wirkt seine Struktur, als hätte man eine Schablone von Krieg der Sterne - Eine Neue Hoffnung angelegt, um die neue Trilogie auf eine ähnlich märchenhafte Reise zu schicken. Das wird vor allem klar, wenn man merkt, wie sehr diverse Hauptfiguren einander ähneln, wie gewisse Konflikte ein bekanntes Muster annehmen und natürlich wie die unmittelbare, große Bedrohung überwunden wird. Es sollte jedem leicht fallen, die Gemeinsamkeiten aufzuzählen, weswegen wir uns auf die wesentlichen Punkte konzentrieren: 

Ja, eine neue Art von Todesstern, die auf fast ähnlicher Art und Weise zerstört wird, erscheint in erstem Augenblick etwas einfallslos (immerhin gab es in der originalen Trilogie bereits 2(!)). Ja, das dramatische Dahinscheiden der Mentorfigur durch die Hände des Hauptgegners, welcher selbst nur eine Marionette eines noch gefährlicheren Gegners zu sein scheint, wirkt familiär. Und ja, die noch sehr junge Hauptfigur, welche auf einem schmutzigen, abgelegenen Planeten heranwächst und zu den Sternen blickt, da sich dort entpuppen wird, welch ein Held in ihr schlummert, könnte offensichtlicher nicht an die ersten Star Wars Filme angelehnt sein. Doch denkt man darüber nach, was darüber hinaus noch alles der bekannten Rezeptur hinzugefügt wurde, merkt man schnell, dass JJ Abrams nicht einfach nur auf "Nummer Sicher" gehen wollte. Hier handelt es sich nämlich in vielerlei Hinsicht um das weiterreichen der Fackel. Nicht nur läutet Das Erwachen Der Macht eine neue, epische Geschichte der berühmtesten Filmsaga der Welt ein, sondern geht es auch im Film selbst darum, wie die alte Generation einer neuen Platz macht. So bin ich sicher, wird Episode 8 ein ebenfalls ähnliches, und dennoch völlig neues Erlebnis werden.

Das, was Star Wars hinzugefügt wurde, ist es allerdings, was den neuen Film so überraschend gut macht. Nicht der "Fanservice" ist es, der den Film zu seinem garantierten Erfolg bringen wird, Sondern die Tatsache, dass man mit Star Wars in 2015 angekommen ist. Ein bunt gemischter Cast, mit ethnischer Vielfalt - ohne die für Star Wars dank der Prequels bekannten rassistischen Stereotypen - welche in tragenden Rollen maßgeblich den Verlauf der Geschichte beeinflussen. Leute, die sich über den schwarzen Captain America und der weiblichen Thor aufgeregt haben, werden sich hoffentlich endgültig von Brücken stürzen wenn sie bemerken, dass die Hauptfigur des Films ein Mädchen ist. 

Damit wären wir auch schon beim wichtigsten Pro-Argument des neuen Films: Die Schauspieler liefern allesamt exzellente Performances ab, die sich kontinuierlich auf dem Level der originalen Trilogie (und darüber) bewegen. Speziell die Neuentdeckung Daisy Ridley, in der Rolle der jungen Rey wird die Herzen von jedem erobern, der eins dieser Muskeln sein Eigen nennen kann. Bei ihr handelt es sich ohne Zweifel um die Neuentdeckung des Jahres. Auch ihr Co-Star John Boyega, welchen Sci-Fi Fans möglicherweise aus Attack The Block kennen, erstaunt durch sein perfektes Timing in der Rolle des Finn mit dem wohl witzigsten Star Wars Charakter, den wir jemals hatten. Vorbei sind die Zeiten von Pippi-Kaka-Humor von Jar Jar Binks. Der Humor in Star Wars Episode VII funktioniert. An manchen Stellen ist er möglicherweise etwas "viel", aber dennoch funktioniert er immer. Was ebenfalls soviel besser funktioniert ist Adam Driver als Kylo Ren. Ein von der dunklen Seite verführter Macht-Nutzer, der in vielerlei Hinsicht an Anakin Skywalker erinnert. Nur dass dieser nie von einem so guten Schauspieler verkörpert wurde, der auch in der Lage ist, den inneren Konflikt mit überbordender Emotion zu transportieren, ohne dabei wie ein weinerlicher Teenager zu wirken. 

Natürlich ist wie Angekündigt die alte Garde ist natürlich im Film vertreten, auch wenn nur Han Solo und Chewbacca in Episode VII tatsächlich viel zu tun haben. Wo Chewie natürlich nichts von seinem Charme eingebüßt hat, überrascht Harrison Ford besonders als Han Solo und zeigt uns, dass er trotz der vielen Interviews in denen er beteuert, wenig Interesse an den berühmtesten Schmuggler der Galaxis zu haben, noch immer weiß, wie die Figur zu sein hat. Natürlich war sein Ableben zum Ende des Films zu erwarten. Möglicherweise war das sogar Fords Bedingung, um zu der Rolle zurück zu kehren. Dies diente zusätzlich eh als perfekter Indikator für die emotionale Fallhöhe der kommenden Filme, in denen wir erleben, wie die nun in Rey erwachte Macht den Kampf gegen Kylo Ren und seinen mysteriösen Meister Snoke aufnimmt. Snoke, via Motion-Capturing gespielt von Andy Serkis, nimmt hier die Position als dunkler Spielmacher im Hintergrund ein. Meine Theorie, dass es sich bei Snoke um Darth Plagueis handelt (welcher in Episode III genannt wurde) scheint nach wie vor plausibel. Er war möglicherweise der Lehrer von Darth Sidious und hat Anakin Skywalker erschaffen (wir erinnern uns, er soll mit Hilfe der Macht Leben erzeugen und erhalten können - und Anakin hatte keinen "richtigen" Vater). Sidious meinte im Gespräch zu Anakin, dass Plagueis von seinem Schüler im Schlaf ermordet wurde - eine Sache die Snokes markante Narben erklären würde. Wäre er Darth Sidious, hat ist er möglicherweise durch seine Fähigkeiten mit der Macht von den Toten auferstanden. Generell wirft der Das Erwachen Der Macht unheimlich viele Fragen auf, auf dessen Lösung wir uns möglicherweise in das erweiterte Star Wars Universum der Bücher, Comics und Videospiele stürzen müssen. 

Auch für Zuschauer, die mit Star Wars bisher noch nicht in Berührung kamen, lässt sich hier viel Entdecken. Der Film ist unheimlich schnell, spannend, voller Humor und Herz, aufregend und verständlich erzählt. Hin und wieder gibt es Szenen, die möglicherweise eher an komplett andere Filme erinnern (zum Beispiel die Szene in der Han Solo mit zwei rivalisierenden Kopfgeldjägerbanden konfrontiert wird - die von den Hauptdarstellern aus The Raid und The Raid 2 gespielt werden!) und ab und zu fühlt man sich dann doch etwas zu sehr in der Star Wars Nostalgie verbuddelt (hier gibt es zum Beispiel eine Cantina-Szene inklusive unzähligen, cool designten Aliens und einer Band mit einem Star Wars typischen Song). doch zu keiner Zeit wird man sich verloren oder gar gelangweilt fühlen. Die Aufgabe, einen Film abzuliefern der so viele Menschen begeistert, obwohl jeder einzelne eine ganz eigene Erwartung an bzw. Vorstellung von einem neuen Star Wars Epos hat, ist fast unmöglich zu bewältigen. Doch JJ Abrams, ein Regisseur der weniger mit eigener Signatur berühmt wurde ("Lense flares" zählen nicht), sondern mehr mit der Fähigkeit die besten Elemente anderer Regisseure (vorallem mit Super 8 zeigte Abrams einen Film wie von Steven Spielberg) zu nutzen Erfolg hat, war die perfekte Wahl, um das unverwechselbare Star Wars Feeling zu reanimieren. 

Letztendlich sei gesagt, dass Star Wars Episode VII - Das Erwachen Der Macht ein großartiges Kinoerlebnis mit tollen Bildern, einer mitreißenden Story und perfekten Charakteren ist. Die kleinen Abstriche im Aufbau der Geschichte sind, speziell für Fans die schon zu lange auf gute Star Wars kost gewartet haben, ganz leicht zu verschmerzen. Der nächste Teil kann gar nicht schnell genug kommen!

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