26.09.2014

Review: Sex Tape

Der neue Kinofilm Sex Tape, von und mit Hauptdarsteller und Drehbuchautor Jason Segel (How I Met Your Mother, Nie Wieder Sex Mit der Ex), sowie Cameron Diaz (Bad Teacher, Verrückt nach Mary), Rob Lowe (Parks & Recreation), Jack Black (School Of Rock, Tenacious D, Abgedreht) und Ellie Kemper (Bridesmaids, Männertrip) ist nicht nur eine im "Malen-nach-Zahlen" Verfahren produzierte Komödie für junge Erwachsene, sondern auch der vermutlich schamloseste Träger von Product Placement aller Zeiten. Von der gar-nicht-so-sehr versteckten Werbung im Film, bis zur Werbung des Films selber (siehe z.B. das Poster hier links), wirkt die Message sehr klar: "Sex sells, also gebt uns euer Geld!" und "Schaut her, geht in diesen Film, denn wir reden über Sex und Cameron Diaz ist nackt!"

Natürlich sollte man sich klar sein, dass jeder Film in erster Linie im Kino läuft um Gewinn einzuspielen. Und Sex Tape mag zwar ein sehr krasses Beispiel für eine Produktion sein, die lediglich auf schnelles Geld aus ist (nicht zuletzt, weil der Film seine Prämisse ziemlich unverschämt als Marketinginstrument benutzt). Doch sollten Filme trotzdem stets, egal welche fadenscheinigen Gründe für dessen Existenz auch immer wahr sein mögen, für sich selbst betrachtet und bewertet werden. Auch in diesem Fall messen wir Sex Tape, eine derbe Komödie, mit den gleichen Maßstäben wie jede andere Komödie auch. Ob der Film unserem unvoreingenommenen Versuch einer Bewertung standhält, erfahrt ihr hier!


Um einen Film wie Sex Tape, der mir ehrlich gesagt ziemlich wenig gegeben hat, neutral zu bewerten, müssen wir die Sache ein wenig anders angehen, als gewohnt. Der Grund, warum es oft so schwer für mich ist, Reviews über Filme dieser Art zu schreiben, ist die Tatsache dass Geschmäcker verschieden sind. Doch in bestimmten Genres, sind sie verschiedener als in anderen. Mit Komödien ist es deutlich schwerer, eine für alle gültige Empfehlung auszusprechen, als beispielsweise bei einem Thriller. Dort kann man bestimmte Faktoren nüchterner bewerten. In Komödien ist es allgemein akzeptiert, dass Schauspieler unglaubwürdig, Plots vorhersehbar und Kamerafahrten unspektakulär sein dürfen. Dies sind Mittel mit denen man relativ eindeutig einen guten Thriller von einem schlechten unterscheiden kann, In Komödien zählt einzig und allein, ob der Film die Zuschauer zum lachen gebracht hat oder nicht. Und nur, weil ich nicht über das lachen konnte, was Sex Tape zu bieten hatte, heißt es ja noch lange nicht, dass jemand anderes ebenfalls so empfindet. 

Der Punkt ist nämlich, dass ich meine Reviews weniger als pure Meinung betrachte (was sie natürlich nach wie vor trotzdem sind), sondern stets versuche dem Leser eine Empfehlung (oder eben das Gegenteil davon) mit auf den Weg zu geben. Ich will niemanden überzeugen, sondern lieber meine Sicht der Dinge so klar wie möglich machen, um Leuten bei der Entscheidung zu helfen, ob man für ein Kinoticket 10 Euro investiert oder nicht. Auf MovieAttackForce findet ihr 2 Reviews zu Komödien die dieses Jahr liefen. Zum einen wäre da 22 Jump Street. Dort fiel mir ein Review sehr leicht, da ich mich direkt an Fans des ersten Teils richten konnte. Wer den mochte, wird den zweiten ebenfalls mögen. Zum anderen war da A Million Ways To Die In The West, welcher, selbst wenn man den derben, unzensierten Humor von Seth McFarlane so sehr feiert wie ich, einfach nur als klare Enttäuschung interpretiert werden kann. Speziell, da seine Fans so viel besser durchdachtes und clever strukturiertes von ihm gewohnt sind. 

All dies bringt uns nun zurück zu Sex Tape. Das ist der zweite Film dieses Jahr, bei dem ich länger überlegt habe, eben aus den oben genannten Gründen einfach gar kein Review zu schreiben. Der andere Film war Bad Neighbors, einer ebenfalls "härteren" Komödie mit Seth Rogen und Zac Efron. Bei letzterem fiel es mir ultimativ zu leicht zu sagen "Wer den Humor von Seth Rogen mag, wird auch Bad Neighbors mögen." - und fertig. Damit wäre alles gesagt, was es zu wissen gilt. Bei Sex Tape allerdings muss ich klar stellen, dass selbst für Jason Segel Fans ein böses Erwachen auf alle Kinobesucher warten wird. Denn Sex Tape hat buchstäblich insgesamt 5 Jokes. Nichts im Film ergibt besonders viel Sinn und stets geschehen völlig unvorhergesehene Dinge, die zwar auf dem Papier richtig witzig gewirkt haben müssen, jedoch im Endprodukt jeglicher komödiantischer Energie entbehren. Da retten auch die Auftritte vom Kokain-, Disney- und Slayerfan, gespielt von Rob Lowe, oder dem einfühlsamen YouPorn Betreiber, gespielt von Jack Black wenig. So erinnert Sex Tape mehr an eine Aneinanderreihung diverser Sketche die es nicht mehr in einen besseren Film geschafft haben, als an eine tatsächlich funktionierende Geschichte. Wer also Interesse am Film hat, da er Jason Segel mag, sollte sich mit einer DVD von Nie Wieder Sex Mit Dem Ex begnügen. Wer einfach nur eine Hollywood Schauspielerin nackt sehen möchte, spart sich besser den Eintrittspreis und bemüht Google mit dem Suchbegriff "The Fappening".

Ich nahm mir ursprünglich vor, mich ganz auf den Film einzulassen, da mir viele der Schauspieler bereits stundenlang erstklassige Unterhaltung bescherten. Doch so sehr ich es mir gewünscht hätte, schaffte Sex Tape einfach nicht die Mindestvoraussetzungen zu erfüllen. Weder Segel noch Diaz sind in irgendeiner Weise witzig, der komplette Plot wirkt gestellt und fake und besteht einzig und allein aus der Idee, das tolle iPad möglichst oft in die Kamera zu halten, dessen Features aufzuzählen und seine Funktionen zu verwenden (was irgendwie witzig ist, da der Film vom Konkurrenten Sony vertrieben wird). Wirklich niemand im ganzen Film wirkt in irgendeiner Form nachvollziehbar. Sex Tape ist eher ein brillant animierter Cartoon, als eine verrückte Geschichte über ein möglicherweise real existierendes Ehepaar. Er brachte mich nicht oft genug zum lachen. Eine Fünf im Hauptfach. Keine Noten zum Ausgleich. Versetzung gefährdet.

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